Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 100
DOI: 10.1055/s-2005-865494

Beatmungspatienten auf der Palliativstation – eine neue Aufgabenstellung?

T Jehser 1, HC Müller-Busch 1
  • 1Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe, Berlin

Einleitung: Auf deutschen Palliativstationen werden vorwiegend Tumorpatienten behandelt. Entsprechend der aktuellen WHO-Definition zur Palliativmedizin stellt sich für Palliativstationen die Frage, ob multimorbide, sehr pflegeabhängige und beatmete Patienten ohne maligne Erkrankung betreut werden können, wenn die intensivmedizinische Behandlung nicht weitergeführt werden soll. Methode: Bei 13 beatmeten Patienten der Jahre 2002–2004 auf der Palliativstation des GKH wurden Aufnahmekriterien, Behandlungsziele sowie strukturelle, pflegerische, medizinische und ethische Probleme betrachtet und bei 5 Patienten exemplarisch dargestellt. Ergebnisse: Die Aufnahmeindikation bestand in der hohen Pflegebedürftigkeit dieser Patienten nach Stabilisierung auf der Intensivstation, bei gegenüber Normalstationen besserer Personal- und Raumausstattung der Palliativstation. Die Aufgaben reichten von Sterbebegleitung über die Vorbereitung einer Betreuung mit Heimbeatmung bis zur Beatmungsentwöhnung. Dadurch entstanden für das Palliativteam neue Aufgaben, aber auch fachliche und ethische Probleme. Diskussion: Die Verlegung beatmeter Patienten auf Palliativstationen ist nicht nur mit neuen fachlichen Herausforderungen verbunden, sondern erfordert auch eine genaue Problem- und Zieldefinition. Die Übernahme dieser Patienten mit infauster Prognose, die aus intensivmedizinischer Sicht „stabil“ sind, erfolgt nach Klärung palliativmedizinischer Aufgabenstellungen. Eine Beatmungssituation allein ist kein ausreichender Aufnahmegrund. Das Ziel ist eine gute Symptomkontrolle, Einbeziehung des sozialen Umfelds und eine häusliche oder angehörigennahe Betreuungsperspektive. Bei entsprechender Qualifikation der Pflegenden und Ärzte kann hier für beatmete Patienten mit fortgeschrittenen internistisch-neurologischen Erkrankungen ein spezifisches Behandlungsangebot entstehen. Die Orientierung an den ethischen Prinzipien der Palliativmedizin ist besonders in schwierigen Entscheidungssituationen eine wichtige Stütze.