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DOI: 10.1055/s-2005-865437
Palliative Kultur im Pflegeheim
In zunehmendem Maße delegiert die Gesellschaft die Aufgabe der Betreuung von älteren und alten Menschen an Alten- und Pflegeheime. Im deutschsprachigen Raum sterben immer mehr Menschen in einem Pflegeheim. Damit sind Pflegeheime nicht mehr nur Orte des Lebens, sondern auch Orte des Sterbens geworden. Damit es in Zukunft nicht zu einem „Zweiklassen-Sterben“ kommt –1. Klasse im Hospiz, 2. Klasse im Krankenhaus oder Pflegeheim – braucht es eine flächendeckende Auseinandersetzung mit der Philosophie von Palliative Care, auch und vor allem in Einrichtungen der Altenhilfe. Die Organisationskultur der Altenhilfe zu verändern hin zu einer „palliativen Kultur“ ist ein komplexes Vorhaben, das Prozesse der Organisationsentwicklung voraussetzt. Palliative Kultur im Altenheim zu entwickeln bedeutet, Entscheidungen, Regeln, Rituale und Kommunikationsprozesse entlang der Philosophie von Palliative Care auszurichten und nachhaltig zu verankern. Eine Einrichtung, die sich dafür entscheidet, begibt sich auf eine lange Reise. Zunächst muss das Thema Palliative Care auf die Tagesordnung der Leitungsgremien gesetzt werden: Es braucht einen klaren, überzeugten und überzeugenden Auftrag der Leitung, damit sich die ganze Einrichtung auf den Weg machen kann. Am Beginn dieser Reise steht das, was wir die „interventionsorientierte Diagnose“ nennen: Die Frage nach den Ressourcen („Was ist uns bisher gut gelungen in der Betreuung von schwerkranken und sterbenden Bewohnern und Bewohnerinnen?“) und die Frage nach den Entwicklungspotenzialen („Was wollen wir ändern und verbessern an unserem Umgang mit schwerkranken und sterbenden Bewohnern und Bewohnerinnen?“). Die Antworten auf diese beiden Fragen legen die Reiseroute fest, das heißt die Entscheidungen, welche Veränderungsprojekte, Aktivitäten und Maßnahmen gesetzt werden sollen auf dem Weg zur „palliativen Kultur“.