Zeitschrift für Palliativmedizin 2005; 6 - 5
DOI: 10.1055/s-2005-865399

Opioide bei Luftnot

KE Clemens 1
  • 1Malteser Krankenhaus, Bonn, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Respiratorische Symptome, wie Dyspnoe, sind bei Palliativpatienten häufig und nehmen bei Fortschreiten der Grunderkrankung an Bedeutung zu. Dyspnoe beschreibt den Zustand subjektiv erlebter Atemnot, dessen Schwere nur der Patient selber beurteilen kann. Für eine rationale Therapie der Dyspnoe sind grundlegende Kenntnisse der Physiologie wie Pathophysiologie unabdingbar. Da in der Palliativmedizin Patienten mit einer nicht heilbaren, progredienten und weit fortgeschrittenen Erkrankung therapiert werden, und das Hauptziel der Begleitung und Therapie eine Verbesserung der individuellen Lebensqualität ist, hat die Therapie der Symptome und nicht die Grunderkrankung selbst eindeutig Priorität. Im Vordergrund der palliativmedizinischen, symptomatischen Therapie der Dyspnoe stehen Maßnahmen, die eine Abnahme einer erhöhten Atemarbeit und Atemfrequenz bewirken, eine Verbesserung der CO2-Elimination ermöglichen und die subjektiv unangenehme oder ängstigende Wahrnehmung der Atemnot positiv beeinflussen. Morphin und andere Opioide (z.B. Hydromorphon) kommen am häufigsten bei der symptomatischen medikamentösen Therapie der Dyspnoe zum Einsatz. Opioide bewirken eine Erhöhung der Toleranz des Atemzentrums bei Anstieg des arteriellen pCO2. Durch eine Abnahme der Atemfrequenz kommt es zu einer Ökonomisierung der Atmung. Darüber hinaus wirken Opioide anxiolytisch und dämpfen die emotionale Reaktion. Die zentral ausgelöste Erhöhung der Toleranz gegenüber einem CO2-Anstieg im arteriellen Blut beruht auf einer Hemmung atemregulatorischer Zentren in Pons und Medulla oblongata. Durch Titration des Opioids muss die individuelle Opioiddosis festgelegt werden, bis eine zufriedenstellende Verbesserung der Dyspnoe ohne Nebenwirkungen eingetreten ist. Dyspnoe ist eine vielschichtiges, multikausales Symptom, dessen Linderung bei Palliativpatienten ein großes Maß an diagnostischer, therapeutischer wie auch sozialer Kompetenz des Behandelnden erfordert.