Pneumologie 2005; 59 - VPPRS_7
DOI: 10.1055/s-2005-864633

Die bronchoalveoläre Lavage bei Hund und Katze – Klinische Aspekte

N Bauer 1, A Moritz 1
  • 1Justus-Liebig-Universität Gießen, Kleintierklinik, Innere Medizin

Die Gewinnung einer bronchoalveolären Lavage (BAL) ist bei Hunden und Katzen mit chronisch-rezidivierenden Atemwegserkrankungen eine wichtige diagnostische Maßnahme, die im Rahmen jeder Bronchoskopie durchgeführt werden sollte und der Gewinnung von Material für eine weiterführende zytologische, bakteriologische, mykologische und parasitologische Untersuchung dient. Die Entnahme erfolgt in Vollnarkose mittels steriler Katheter, die über den Arbeitskanal eines flexiblen Endoskopes, einen Trachealtubus oder transtracheal eingeführt werden können. Für die Entnahme der BAL finden 3–5ml/kg warmer steriler physiologischer Kochsalzlösung Verwendung. Es muss beachtet werden, dass Katzen nach der Entnahme einer BAL Bronchospasmen entwickeln können, so dass eine Vorbehandlung mit Bronchodilatatoren ratsam ist. Die Anfertigung eines Zytozentrifugenpräparates für die zytologische Untersuchung sollte innerhalb von 30 Minuten nach der Entnahme der BAL erfolgen. Die physiologische BAL enthält bei Hund und Katze ca. 70% Alveolarmakrophagen, bis zu 15% Epithelzellen und <10% neutrophile Granulozyten (Ballauf 1997). Während eosinophile Granulozyten beim Hund in geringer Menge vorkommen (<5%), ist ihr Anteil bei einigen Katzen sehr hoch (bis zu 20%). Anhand der Zytologie ist eine Feststellung des vorherrschenden Entzündungstypes möglich. Eosinophile Lungeninfiltrate sind bei Hunden eine häufige Ursache für chronischen Husten, während sie bei Katzen auf felines Asthma hindeuten. Weiterhin können Mikroorganismen (Bakterien, Pilze) oder Lungenwurmlarven entdeckt werden, ebenso wie dysplastische oder neoplastische Zellen (insbesondere Karzinome), die nahe des Hilusbereiches gelegen sind. Als primär pathogene Bakterien sind beim Hund insbesondere Bordetella bronchiseptica und bei Katzen Mykoplasmen von Bedeutung, deren Vorkommen mit felinem Asthma assoziiert ist. Insgesamt haben retrospektive Studien ergeben, dass anhand der Untersuchung der BAL in 25% der Fälle eine definitive Diagnose gestellt und in weiteren 50% eine klinische Verdachtsdiagnose bestätigt werden konnte (Hawkins 2003), so dass die BAL bei der Untersuchung des Respirationstraktes bei Hund und Katze einen wichtigen Stellenwert hat.