Pneumologie 2005; 59 - P129
DOI: 10.1055/s-2005-864587

Tuberkulöse zervikale Spondylodiszitis mit Tetraparese bei einer Patientin mit Cushing-Syndrom unter Steroiddauertherapie

P Berg 1, R Orler 2, S Zimmerli 3, HU Rothen 1
  • 1Klinik für Intensivmedizin
  • 2Klinik für Orthopädische Chirurgie
  • 3Institut für Infektionskrankheiten, Inselspital Bern

Einleitung: Die Wirbelsäulentuberkulose ist eine häufige Ursache einer nicht-traumatisch bedingten Paraplegie bei Patienten aus Entwicklungsländern. Ein Tuberkulosebefall der Halswirbelkörper mit Tetraparese ist dagegen ein seltenes Ereignis. Fallbeschreibung: Wir berichten von einer 67-jährigen Patientin aus Somalia mit beinbetonter Tetraparese, Schmerzen im Nacken und Schulterbereich sowie akutem Harnverhalt. Zur Linderung ihrer Schmerzen nahm die Patientin bei V.a. Polymyalgia rheumatika seit Monaten bis zu 40mg Prednison/d ein mit der Folge eines Chushing-Syndroms. CT und MR der HWS zeigten eine Destruktion von C6 und C7 mit Einengung des Spinalkanals und deutlicher Myelonkompression sowie eine Spondylodiszitis C6/C7. Aufgrund der neurologischen Symptomatik bestand die Indikation zur Notfalloperation: Vertebrektomie C6/C7 und Stabilisierungs-OP C5 bis TH2. Histologisch wurde eine abszedierende, granulomatöse, verkäsend-nekrotische Spondylodiszitis gefunden, im Pus säurefeste Stäbchen. Wir begannen sofort mit einer tuberkulostatischen Therapie. Postoperativ nahmen die Paresen der Extremitäten sowie die Schmerzsymptomatik erfreulicherweise rasch ab. Diskussion: Während die spinale Tuberkulose ohne neurologische Defizite allein medikamentös beherrschbar ist, stellen neurologische Komplikationen immer eine OP-Indikation dar. Frühe Diagnosestellung und Therapiebeginn verbessern die Prognose. Schlussfolgerung: Bei nicht-traumatischer Tetraparese sollte differenzialdiagnostisch die seltene Ursache einer zervikalen Wirbelsäulen-Tuberkulose insbesondere bei Risikopatienten mit einbezogen werden.