Pneumologie 2005; 59 - P210
DOI: 10.1055/s-2005-864577

Myasthenia gravis als seltene Ursache einer alveolären Hypoventilation mit schwerer obstruktiver Schlafapnoe

M Held 1, B Seese 1, B Jany 1
  • 1Missionsärztliche Klinik Würzburg, Abteilung Innere Medizin, Würzburg

Aufnahme einer 71-jährigen Patientin mit zunehmender Ruhedyspnoe und inspiratorischem Stridor. Diagnose einer chronischen Blutungsanämie (Hb 4,5g/dl, Eisen 13ug/dl, Ferritin 12 ug/l) auf dem Boden einer duodenalen Angiodysplasie. Versorgung mittels Argonplasmakoagulation nach Transfusionstherapie.

3 Tage nach Aufnahme unter O2-Therapie mit einem Flow von 2 l/min Entwicklung eines stuporösen Zustandes bei erhöhtem pCO2 von 71mm Hg. Einleitung einer nichtinvasiven Beatmung. Darunter Besserung der ventilatorischen Insuffizienz sowie der Vigilanzstörung.

Die weitere Diagnostik ergab ein schweres vorwiegend obstruktives Schlafapnoesyndrom Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) 80/min, durchschnittliche SaO2 90%, minimale SaO2 48%). Die weitere Exploration ergab eine seit 2 Jahren zunehmende fluktuierende Schluck- und Sprechstörung, Doppelbilder, Kopfbeugeschwäche und Leistungsminderung mit Verlust der Gehfähigkeit sowie Immobilisierung im Rollstuhl.

Unter CPAP und O2-Therapie mit 3 l/min deutliche Besserung des AHI (6/h), aber durchschnittliche SaO2 91%, minimale SaO2 73%. Die kontinuierliche nächtliche p-CO2-Messung ergab unter CPAP pCO2-Werte von im Mittel 55mm Hg, maximal pCO2 64mm Hg. Wegen persistierender ventilatorischer Insuffizienz Wechsel auf BIPAP-Therapie (IPAP 23mmHg, EPAP 6mm Hg, AF 14/min, O2-Flow 4 l/min). Darunter mittlere basale SaO2 94%, mittleres pCO2 38mm Hg, maximales pCO2 48mm Hg.

Unter Einleitung einer Mestinontherapie Verschwinden von Dyspnoe und Stridor und deutliche Verbesserung von Mobilität und Selbständigkeit.

Zusammenfassung: Im vorliegenden Falle führte eine respiratorische Globalinsuffizienz mit stuporöser Bewusstseinsstörung zur Diagnose einer Myasthenia gravis. Diese seltene Differenzialdiagnose sollte bei unklarer alveolärer Hypoventilation berücksichtigt werden.