Pneumologie 2005; 59 - P427
DOI: 10.1055/s-2005-864559

Erhöhung der diagnostischen Wertigkeit endobronchialer Biopsien mit der flexiblen Kryosonde – Vergleich von Kryobiopsie mit der Zangenbiopsie

C Schumann 1, A Babiak 1, P Lepper 1, T Mattfeldt 1, J Hetzel 1, M Hetzel 1
  • 1Medizinische Klinik und Poliklinik, Universität Ulm, Abteilung Innere Medizin II, Sektion Pneumologie

Hintergrund: Nach Splenektomie stellen Infektionen mit bekapselten Mikroorganismen eine potientell lebensbedrohliche Komplikation dar, da sie aufgrund mangelnder Abwehr häufig fulminant verlaufen (OPSI). Die Therapie mit aktiviertem Protein C (Drotrecogin alfa activated, Xigris) stellt eine Möglichkeit der adjuvanten Sepsistherapie bei Patienten mit APACHE-Score >25 dar.

Fallbericht: Wir präsentieren den Fall eines 32-jährigen splenektomierten Patienten mit septischem Schock durch Streptococcus pneumoniae. Der Patient war nach der, durch ein Trauma notwendig gewordenen, Splenektomie im Kindesalter, nie gegen Pneumokokken oder Haemophilus geimpft worden. Bei Aufnahme hatte der Patient einen APACHE-Score von 34 (vorhergesagte Mortalität von ca. 81%). In den Blutkulturen konnte Streptococcus pneumoniae nachgewiesen werden. Der Patient entwickelte rasch ein Multiorganversagen (Lunge, Niere) mit disseminierter intravasaler Gerinnung (DIC), wurde intubiert und beatmet und über insgesamt 25 Tage hämofiltriert. Aufgrund des schweren, septischen Krankheitsbildes entschieden wir uns noch am Aufnahmetag des Patienten zu einer 96-stündigen Therapie mit Drotrecogin alfa (DrotAA) in einer Dosierung von 24µg/kg/h. Vor und nach der Therapie mit DrotAA wurden neben routinemäßig gebräuchlicher Inflammationsmarker (CRP, Leukozytenzahl) die Zytokine TNF-α, IL-1β, IL-6, IL-8, IL-10 sowie der lösliche IL-2-Rezeptor gemessen. Obgleich der APACHE-Score an Tag 7 nach wie vor hoch war (32), normalisierten sich die proinflammatorischen Zytokine sowie die Gerinnung nach der Infusion von DrotAA. Den Verlauf komplizierte eine Herpes simplex Infektion mit spinaler und zerebraler Beteiligung und machte die Implantation von Ventrikeldrainagen notwendig. Nach 41 Tagen konnte der Patient in eine Rehabilitationsklinik entlassen werden.

Schlussfolgerung: Vor und nach der Infusion von DrotAA zeigte sich ein dramatischer Abfall der Serumkonzentration proinflammatorischer Zytokine. Der Patient erfüllte jedoch nach wie vor und über lange Zeit die Kriterien des septischen Schocks bzw. der schweren Sepsis. Die frühzeitige Therapie mit aktiviertem Protein C kann bei schwerkranken Patienten ohne Kontraindikation eine sinnvolle Ergänzung der adjuvanten Sepsistherapie darstellen.