Pneumologie 2005; 59 - P354
DOI: 10.1055/s-2005-864409

Asbestbedingte Lungen- und Pleuraerkrankungen im ehemaligen Chemiedreieck Mitteldeutschlands

J Brüning gen. Brinkmann 1, D Jäger 1, J Barth 1
  • 1Medizinische Klinik, BG-Kliniken Bergmannstrost Halle

Die Region um Leuna-Halle-Bitterfeld gehörte in der jüngeren Vergangenheit zu den stark umweltbelasteten Landschaften. Systematische Untersuchungen zu den beruflich bedingten Gesundheitsschäden, so auch zu den Asbeststaub assoziierten Lungen- und/oder Pleuraerkrankungen, sind rar.

Methoden:152 beruflich asbestexponierte Arbeiter (147 m/5 w, mittleres Alter 62J), mit verdächtigen Befunden auf eine mögliche Berufkrankheit (BK) nach der Nr. 4103/04/05 (BKV) wurden im Hinblick auf ihre frühere Berufstätigkeit, nach Art und Ausmaß (Faserjahrzahl!) der Asbestexposition, ihrem Raucherstatus, der Lungenfunktion und auf asbestassoziierte Läsionen von Lunge und Pleura sowie vorliegenden Nebenerkrankungen analysiert.

Ergebnisse:

Bei 81 Versicherten (=53,3%) lagen asbestbedingte Veränderungen vor, die zur Anerkennung einer BK führten(72 x Nr. 4103, 7 x Nr.4104 und 2 x Nr. 4105). In 77 Fällen lagen typische Pleuraplaques vor, in 20 Fällen eine pulmonale Asbestose, in 15 Fällen mit restriktiver Ventilationsstörung.

Außer in der in der Chemieindustrie waren die Untersuchten hauptsächlich im Waggonbau, der Gummiherstellung (Talkum aus China) oder bei der Reichsbahn als Schlosser, Feuerungsmaurer, Tischler oder Betriebselektriker beschäftigt.

Es bestand ausschließlich eine Exposition gegenüber Chrysotilasbest; nur bei 54 Arbeitern konnte durch die Technischen Aufsichtdienste eine kumulative Belastung(im Mittel 16,25 Faserjahre.) eingeschätzt werden. 67,9% der Personen mit BK-Anerkennung waren Raucher/Exraucher; als auffälliges „Nebenleiden“ lag bei 4 Arbeitern ein Nierenzell-Carcinom vor (2,6%).

Diskussion:

Aufgrund mangelhafter Datenlage zu den asbestbedingter Erkrankungen der ehemaligen DDR erscheint eine Einordnung unserer Ergebnisse nur bedingt möglich. Der hohe Anteil von isolierten Pleuraplaques ohne Reaktionen des Lungengerüstes ist vergleichbar mit früher untersuchten westdeutschen Kollektiven.;Faserjahrangaben, und Schlussfolgerungen daraus (bei BK 4104) sind für unser Kollektiv äußerst kritisch zu bewerten. Das höhere Vorkommen von malignen Nierenerkrankungen dürfte mit der Auswahl der Untersuchten (chemische Industrie) zu erklären sein (Normalbevölkerung=0,01%).