Pneumologie 2005; 59 - P203
DOI: 10.1055/s-2005-864407

Ursachen berufsbedingter obstruktiver Atemwegserkrankungen im internationalen Vergleich

U Latza 1, M Butz 2, X Baur 1
  • 1Ordinariat und Zentralinstitut für Arbeitsmedizin Hamburg (ZfA)
  • 2Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften

Berufliche inhalative Noxen verursachen ca. 10% aller neu aufgetretenen Asthmafälle im Erwachsenenalter. Auswertungen von Berufskrankheitsstatistiken in Industrienationen geben Hinweise auf Risiko- und Präventionspotenziale.

Zum Vergleich mit den über MEDLINE verfügbaren Statistiken anderer Länder wurden die Angaben des Hauptverbands der gewerblichen Berufsgenossenschaften zu obstruktiven Atemwegserkrankungen durch allergisierende Arbeitsstoffe (BK 4301), chemisch-irritative oder toxische Arbeitsstoffe (BK 4302) und Isocyanate (BK 1315) zusammengefasst.

Unter den 2003 im gewerblichen Bereich aufgeführten 1158 Fällen eines bestätigten Verdachts der genannten obstruktiven Atemwegserkrankung dominierten als Auslöser Mehl/-produkte (40,2%), Nahrungs-/ Futtermittel (9,5%), Naturkautschuk (Latex) (6,5%), Isocyanate (4,8%), Obst/Gemüse/Pflanzen (3,5%) und Haarfärbemittel (3,0%). Zu den am häufigsten betroffenen Berufen zählten Backwarenhersteller (42,8%), Friseure (7,4%), Verkäufer (5,2%), Chemiebetriebswerker (4,8%), Arzthelferinnen (4,0%) und Krankenschwestern/ -pfleger (2,5%). Organische Stäube (Mehl/-zusatzstoffe, Futtermittel und Latex) sind die Hauptursachen von Berufsasthma in den meisten europäischen Ländern und in Südafrika. Isocyanat-Asthma ist immer noch ein weltweites Problem in Industriestaaten.

Aufgrund von Selektionseffekten bei der Anzeige und Vorbehalten im Gesetzestext wird die Zahl neu aufgetretener Fälle in Deutschland unterschätzt. Obwohl sich die häufigsten Ursachen berufsbedingter obstruktiver Atemwegserkrankungen in den aufgeführten Länder durch Unterschiede in der industriellen Struktur, den gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Datenqualität unterscheiden, können Risikobereiche identifiziert werden, die eine Verbesserungen der Primär- und Sekundärprävention v.a. in Arbeitsbereichen mit hoher Erkrankungshäufigkeit erfordern.