Pneumologie 2005; 59 - V143
DOI: 10.1055/s-2005-864313

Ein früher Therapiebeginn verbessert nicht das Überleben von Patienten mit kleinzelligem Bronchialkarzinom

M Sebastian 1, P Micke 1, S Korn 1, R Wiewrodt 1, O Kornmann 1, AM Kirsten 1, B Fischer 1, R Buhl 1
  • 1III. Med. Klinik, Schwerpunkt Pneumologie, Universitätsklinik Mainz

Einleitung: Das kleinzellige Bronchialkarzinom (SCLC) ist gekennzeichnet durch aggressives Wachstum, frühe Metastasierung, gutes Ansprechen auf die initiale Therapie und frühe Rezidivbildung.

Rationale: Bedingt durch das schnelle Wachstum halten wir eine möglichst frühzeitige Therapieeinleitung für erforderlich. Entsprechende Daten finden sich in der Literatur jedoch nicht. Die Untersuchung soll zeigen, ob ein früher Therapiebeginn innerhalb von 7 Tagen nach Diagnose ein unabhängiger Prognosefaktor für das Überleben sein kann.

Ergebnisse: Ausgewertet wurden Patienten aus der Tumorbank der III. Med. Klinik der Universitätsklinik Mainz (n=128), gematcht nach Alter und Geschlecht. Pat. mit Notfallindikation zur Therapie (Vena cava superior-Syndrom) oder symptomatischen Hirnmetastasen bei Erstdiagnose wurden ausgeschlossen. Als weitere Faktoren untersuchten wir den Performancestatus und das Krankheitsstadium. In der univarianten Analyse zeigt sich überraschend ein signifikanter Überlebensvorteil für Patienten, die spät therapiert wurden (289 vs. 388 Tage, p=0,007). In der multivariaten Analyse sind Performancestatus (Hazard Ratio: 1,4, p=0,015) und Krankheitsstadium (HR: 2,4, p<0,001) unabhängige, signifikante Prognosefaktoren, früher Therapiebeginn spielt keine Rolle (HR: 0,72; p=0,11).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen dass ein früher Therapiebeginn des SCLC kein unabhängiger Prognosefaktor für das Überleben ist. Grund für das bessere Überleben der spät therapierten Gruppe ist die höhere Anzahl von Patienten mit Performancestatus ECOG≥2 und mit häufigerem Krankheitsstadium extensive disease in der früh therapierten Gruppe.

Die These, dass Patienten mit SCLC ohne Notfallindikation prinzipiell direkt nach Diagnosestellung therapiert werden müssen, kann anhand der vorliegenden Daten nicht bestätigt werden.