Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R40
DOI: 10.1055/s-2005-863855

Kombinierte Glaukom-Katarakt-Chirurgie – Entscheidungshilfen

F Grehn 1
  • 1Würzburg

Kombinierte Glaukom-Katarakt-Operationen sind indiziert, wenn eine ohnehin operationswürdige Katarakt vorliegt und die Drucklage so dekompensiert ist, dass ein sequenzieller Eingriff nicht in Frage kommt. Bei fortgeschrittenem Glaukom und nur geringer Linsentrübung wäre dagegen eine alleinige Glaukom-Operation indiziert. Bei okulärer Hypertension ohne Glaukomschaden oder bei Glaukom mit medikamentös sehr gut reguliertem Augendruck wäre bei operationswürdiger Katarakt die alleinige Katarakt-Operation vorzuziehen. Je ausgeprägter der Glaukomschaden ist, desto eher ist eine Druckentgleisung nach alleiniger Katarakt-Operation zu erwarten. Umgekehrt kann bei Vorliegen einer okulären Hypertension oder bei Engwinkelsituation von der Katarakt-Operation allein meist eine Drucksenkung erwartet werden.

Bei Glaukom sollte grundsätzlich der Kataraktzugang über eine Clear Cornea-Inzision erfolgen, um die subkonjunktivale Fibroblasten nicht durch zusätzliche Wundfläche zu stimulieren. Verschiedene Untersuchungen haben ergeben, dass bei der kombinierten Glaukom-Katarakt-Operation getrennte Zugänge vorzuziehen sind, was bei Verwendung von clear cornea Technik ohnehin der Fall ist. Die Auswahl des Glaukomeingriffs richtet sich nach der Schwere des Glaukoms: In der Regel bevorzugen wir einen Filtrationseingriff, wobei wegen der höheren Vernarbungstendenz kombinierter Operationen grundsätzlich Mitomycin 0,2 mg/ml intraoperativ angewandt wird. Weiterhin findet die Kombination mit tiefer Sklerektomie und Viskokanalostomie Anwendung. Auch die Kombinationsoperation mit Trabekulotomie hat sich in eigenen Studien als wirksam erwiesen. Weitere Kammerwinkeleingriffe, die sich zur kombinierten Operation eignen, sind die ELT, die Trabekelaspiration sowie neuerdings Stent-Implantationen. Diese Eingriffe werden im Allgemeinen als etwas weniger wirksam eingeschätzt.

Alle filtrierend wirkenden Operationen führen in Kombination mit der Katarakt-Operation zu einer höheren Rate an Fibrinreaktion, wobei rTPA als Prophylaxe eingesetzt werden kann. Insgesamt erscheint es bei schweren Glaukomen günstiger, den Glaukomeingriff und die Katarakt-Operation zu trennen, um den höchstmöglichen Wirkungsgrad der Glaukomoperation zu erreichen.