Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_136
DOI: 10.1055/s-2005-863570

Das Paradox des subjektiven Wohlbefindens–ein Gruppenvergleich

S Tagay 1, Y Erim 1, G Holtmann 2, S Haag 1, B Stoelk 1, M Langkafel 1, R Kielmann 3, G Heuft 4, S Herpertz 5, W Senf 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Essen
  • 2Department of Gastroenterology, Hepatology & General Medicine, Royal Adelaide Hospital, Adelaide, Australia
  • 3Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Zentrum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Dortmund, Ruhr-Univ. Bochum
  • 4Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster
  • 5Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Westfälische Klinik Dortmund, Ruhr-Universität Bochum, Dortmund

Hintergrund: Die generell geringe Korrelation zwischen objektivem somatischen Befund und subjektiver gesundheitsbezogener Lebensqualität (HRQL) ist mittlerweile in einer Vielzahl empirischer Studien an unterschiedlichsten Krankheitsgruppen belegt. Methodik: In der vorliegenden Studie wurde der Vergleich von 16 verschiedenen klinischen und nicht klinischen Gruppen bezüglich Depressivität, Ängstlichkeit und Lebensqualität vorgenommen. Für diesen Gruppenvergleich wurden 3257 Untersuchungsteilnehmer (Alter: 40,9±12,9 Jahre) mit einer Alterspanne von 16–95 Jahren herangezogen. Zur Erfassung der Depressivität und Ängstlichkeit kam die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS-D) zum Einsatz. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität hingegen untersuchten wir mit der Short-Form SF-36 bzw. mit dem SF-12. Ergebnisse: Die höchsten Werte in Depressivität und Ängstlichkeit zeigten sich in der Gruppe der psychisch Kranken, gefolgt von der Gruppe der körperlich Kranken, der übergewichtig Kranken und schließlich der gesunden Blutspender bzw. Probanden der Allgemeinbevölkerung. Ebenso waren sowohl die körperliche als auch die psychische HRQL in der Gruppe der psychisch Kranken am meisten beeinträchtigt (alle p<0,000). Diskussion: Für die körperliche und psychische Lebensqualität zeigt sich, dass der Grad der Beeinträchtigung der Lebensqualität nicht zwangsläufig mit der Schwere einer Erkrankung, wie z.B. Lebensbedrohlichkeit, korreliert ist. Psychosomatische Erkrankungen führen im subjektiven Urteil der Betroffenen insgesamt zu den stärksten Beeinträchtigungen der Lebensqualität gegenüber anderen vor allem auch somatischen Erkrankungen.