Psychother Psychosom Med Psychol 2005; 55 - P_006
DOI: 10.1055/s-2005-863443

Psychopathologie, Temperament und wahrgenommenes Erziehungsverhalten von Kindern mit Müttern mit BPS

S Barnow 1
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie der EMA Universität Greifswald, Stralsund

Studien zur Familiarität der BPS zeigen ein 4–20fach erhöhtes Risiko für Angehörige von Personen mit BPS selbst eine Borderline Störung zu entwickeln. Weniger ist jedoch über die vermittelnden Faktoren bekannt. Außerdem existieren kaum Studien die Kinder von Borderline Patienten direkt untersuchten. Ziel dieser Studie war es deshalb, Kinder von Müttern mit BPS bezüglich Psychopathologie, aber auch personaler- und Umweltrisiken ausführlich zu untersuchen. Dazu wurden 23 Kinder von Müttern mit BPS mit Kindern von a) Müttern mit Cluster C Persönlichkeitsstörungen, b) Depressionen und c) ohne psychische Störungen verglichen. Es wurden Daten zu Temperament, Geburtskomplikationen, elterlichem Erziehungsverhalten und kindlicher Psychopathologie erhoben. Außerdem wurden Eltern und Kinder mit dem DIA-X bezüglich psychischer Erkrankungen interviewt. Die Ergebnisse zeigen mehr pränatale Geburtskomplikationen und ein höheres Ausmaß an Schadensvermeidung bei Kindern von Müttern mit BPS im Vergleich zu allen Kontrollgruppen. Weiterhin nehmen Kinder von Borderline Müttern diese als überinvolviert und behütend wahr, wobei vor allem ein invalidierendes Erziehungsverhalten deutlich wurde. Psychopathologisch zeigten sich ausgeprägte Suizidalität, externalisierende Probleme, vor allem aber internalisierende Störungen bei den Kindern von Borderline Müttern. Auffällig war ein signifikant erniedrigtes Selbstwertgefühl, im Vergleich zu allen anderen Gruppen. Unsere Ergebnisse belegen, dass Kinder von Borderline Müttern vor allem durch hohen Neurotizismus (Schadensvermeidung), geringem Selbstwertgefühl, hoher Suizidalität und emotionalen Problemen auffallen, wobei die Befunde für mütterliche Komorbidität kontrolliert wurden. Weiterhin zeigte sich eine höhere Belastung mit Geburtskomplikationen, die durch ihre Assoziation mit neuropsychologischen Defiziten, mögliche biologische Marker darstellen. Therapeutische Implikationen werden diskutiert.