Zentralbl Gynakol 2005; 127 - 25
DOI: 10.1055/s-2005-862481

Beeinflusst die Art des Schwangerschaftsabbruchs das kontrazeptive Verhalten und die ausgewählte Methode?

A Gairing 1, S Tschudin 1, D Zanotelli 1, W Holzgreve 1, J Bitzer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Basel, Basel, Schweiz

Einleitung: Um ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden, ist es gerade vor einem Schwangerschaftsabbruch ungeheuer wichtig, die nachfolgende Verhütung mit der Patientin zu besprechen, sowie baldmöglichst mit der Methode zu beginnen. Der medikamentöse und chirurgisch durchgeführte Schwangerschaftsabbruch unterscheiden sich sehr in der Vorgehensweise. Mit dem Ziel unsere Beratung vor einem Schwangerschaftsabbruch zu optimieren, stellten wir uns die Frage, ob die Wahl und der Beginn der kontrazeptiven Methode von der Art des Abbruches abhängt.

Methoden: Wir werteten retrospektiv Daten aller Patientinnen aus, die zwischen dem 1.3.2002 und 28.2.2003 an unserer Klinik einen medikamentösen oder chirurgischen Schwangerschaftsabbruch durchführen liessen. Den medikamentösen Abbruch führen wir bis zu einem Gestationsalter von 49 Tagen mit Mifepriston und Misoprostol durch, bis zur 12+0 SSW kann der Abbruch mittels Vacuumcürettage erfolgen. Die Auswertung der Daten erfolgt mittels deskriptiver Statistik.

Ergebnisse: Von insgesamt 422 Schwangerschaftsabbrüchen führten wir 183 (43,6%) mit einer Absaugcürettage und 238 (56,4%) mit Medikamenten durch. Das durchschnittliche Alter der Patientinnen war 32,7 Jahre mit einem Minimum von 16 und einem Maximum von 50 Jahren. 4,8% waren jünger als 20 Jahre, 41,4% zwischen 20 und 30 Jahren, 41,1% zwischen 30 und 40 Jahren und 12,6% älter als 40 Jahre. Von insgesamt 248 (58,8%) Fällen wissen wir die vorgesehene Kontrazeptionsmethode, bei den restlichen 174 Patientinnen (41,2%) war es nicht definitiv dokumentiert. Auffällig ist dass wir doppelt so häufig über die vorgesehene Methode wissen bei den Frauen, die eine Absaugcürettage erhielten verglichen mit den Frauen, die einen medikamentösen Abbruch erhielten. Das liegt einerseits daran, dass viele Frauen zum Abbruch zugewiesen werden und die Wahl der Kontrazeption mit ihrer betreuenden Gynäkologin besprechen möchten. Andererseits aber auch an dem weniger klaren Endpunkt des medikamentösen Vorgehens. Im Fall einer Absaugcürettage wurde doppelt so häufig (40,4%) eine Spirale (zur Hälfte Kupfer und Levonorgestrelhaltige IUDs) gewählt als nach einem Schwangerschaftsabbruch mittels Mifegyne/Misoprostol (20%). Die am häufigsten angewandte Methode nach einem medikamentösen Abbruch war eine kombinierte Pille (56,7%). Ein reines Gestagenpräparat (Minipille, Implantat oder DP) war für 21,6% nach medikamentösen und für 11,9% nach chirurgischem Abbruch die Methode der Wahl.

Schlussfolgerung: Nach Auswertung unserer retrospektiven Daten ist der unmittelbare Beginn einer kontrazeptiven Methode besser gewährleistet nach einem operativ vorgenommenen Schwangerschaftsabbruch als nach einem medikamentösen Abbruch. Das könnte einen Einfluss haben auf das Risiko wiederholter ungewünschter Schwangerschaften und erfordert spezielle Anforderungen an die Beratung und Begleitung bei einem medikamentös durchgeführten Abbruch.