Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-862474
Erleben der Sexualität nach Schwangerschaft und Entbindung
Einleitung: In den letzten Jahren wurde mehrfach gezeigt, dass bei vielen Frauen die Zufriedenheit mit dem sexuellen Erleben nach der Geburt eines Kindes zurück geht. Bei der Entstehung dieser Probleme ist vom Zusammenwirken verschiedener somatischer und psychosozialer Faktoren auszugehen. Innerhalb der durchgeführten Studie wurde die Häufigkeit sexueller Probleme nach der Entbindung, mögliche Begleitsymptome und Gründe für eine erlebte Verschlechterung der Sexualität eruiert.
Methode: Innerhalb einer prospektiven Studie mit verschiedenen Untersuchungsschwerpunkten wurden 138 Frauen 6 Monate nach der Geburt ihres Kindes hinsichtlich ihres sexuellen Erlebens mithilfe eines Selbstbeurteilungsfragebogens befragt. Die Befragung erfolgte in dem Zeitraum 11/2000 bis 11/2001. Erfasst wurde das postpartale Verlangen nach Sexualität, Abneigung gegen körperliche Kontakte, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Befriedigung und die Orgasmusfähigkeit.
Ergebnisse: Insgesamt ergab sich eine hohe Prävalenz für Symptome weiblicher sexueller Dysfunktion ein halbes Jahr nach Entbindung: im Vergleich zu der Zeit vor der Schwangerschaft zeigte sich eine deutliche Abnahme der sexuellen Lust (bei 37%) und der sexuellen Befriedigung (bei 36%). Ebenso zeigte sich ein Rückgang in der Zufriedenheit mit der Partnerschaft. Als Einflussfaktoren auf die postpartale Sexualität wurden das Stillen, die Variable Alter und depressive Symptome ca. 8 Wochen nach der Geburt gefunden.
Schlussfolgerung: Wie in anderen Studien konnte in der vorliegenden Untersuchung ein deutlicher Rückgang der Zufriedenheit mit erlebter Sexualität nach Entbindung verzeichnet werden. Die Entwicklung postpartaler sexueller Probleme ist kein randständiges Problem, so dass das Aufgreifen dieser Thematik insbesondere in der gynäkologischen Praxis angezeigt erscheint, auch, um eine Chronifizierung der Problematik und Verschlechterung der Partnerschaft zu verhindern.