Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2005; 40 - P15
DOI: 10.1055/s-2005-861741

Neuropsychologisches Outcome nach Myokardrevaskularisation mit bzw. ohne extrakorporaler Zirkulation

O Weiss 1, D Heuser 1, M Dinkel 2
  • 1Klinikum Nürnberg, Nürnberg
  • 2Herz- und Gefäßklinik GmbH, Bad Neustadt/Saale

Fragestellung: Neurokognitive Störungen sind häufige, oft dauerhafte und die Lebensqualität beeinträchtigende Komplikationen nach koronarchirurgischen Eingriffen unter extrakorporaler Zirkulation (on pump Verfahren). Eine Hauptursache sind möglicherweise zerebrale Embolien. Wir überprüften daher, ob durch den Verzicht auf die Herzlungenmaschine (off pump Technik) die Inzidenz zerebraler Embolien und kognitiver Defizite gesenkt werden kann.

Methodik: Mit Genehmigung der Ethikkommission wurde bei 40 Patienten (13 Frauen, 27 Männer, im Alter von 43–77 Jahren) eine elektive Bypassoperation randomisiert on bzw off pump durchgeführt. Während des gesamten Eingriffs wurde die A. cerebri media beidseits mithilfe des Pioneer 4040 (EME, Würzburg) beschallt. Nur kurze Störsignale (<100ms) mit hoher Intensität (>9dB über Hintergrundaktivität) und einem markanten Geräusch wurden als Embolien gewertet. Am Tag vor der Operation, 24 Stunden und 7 Tage nach der Operation erfolgte eine Untersuchung mithilfe einer neurokognitiven Testbatterie. Ein Jahr nach der Operation wurden die Patienten erneut untersucht.

Ergebnisse: Am 7. postoperativen Tag zeigten 95% der Patienten der on pump aber nur 20% der Patienten der off pump Gruppe ein deutliches kognitives Defizit. Ein Jahr nach der Operation wiesen 8 von 9 nachuntersuchten „on pump“ Patienten (88%) und 3 von 10 „off pump“ Patienten (30%) eine neuropsychologische Verschlechterung auf.

Als pathophysiologisches Korrelat fanden sich intraoperativ signifikant weniger

Embolien bei Operationen am schlagenden Herz.

On pump (n=20)

Off pump (n=20)

Intraop. Embolien

263 (93–2512)

1 (0–7)

p<0,001

Kogn. Defizit

n=19 (95%)

n=4 (20%)

p<0,001

Schlussfolgerungen: Durch Verzicht auf die extrakorporale Zirkulation können zerebrale Embolien und konsekutiv neuropsychologische Defizite bei gleichwertigen chirurgischen Ergebnissen verhindert werden. Alle Altersgruppen profitieren in neurokognitiver Hinsicht dauerhaft von der Operationsmethode. Damit die Vorteile der Operation am schlagenden Herz zum Tragen kommen, muss der Anästhesist durch ein lückenloses hämodynamisches Monitoring den Operateur durch den Eingriff führen.

Literatur: Diegeler A et al. Ann Thorac Surg 69 (2000) 1162–1166.