Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2005; 40 - P14
DOI: 10.1055/s-2005-861740

BIS-Komponenten unterscheiden besser zwischen Wachheit und Bewusstlosigkeit als BIS

S Schöniger 1, G Schneider 1, B Horn 1, E Kochs 1
  • 1Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität, München

Fragestellung: Der Bispektral Index (BIS) ist ein aus dem EEG errechneter Indexwert, der aus den Subkomponenten Burst Suppression Ratio, „Quazi Suppression“, Beta Ratio und SyncFastSlow (der einzigen bispektralen Komponente) besteht. Neuere Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Informationsgewinn durch bispektrale Analyse gering ist [1]. Die vorliegende Studie untersucht die Fähigkeit des BIS und seiner Subkomponenten Beta Ratio und SyncFastSlow, zwischen Bewusstlosigkeit und Wachheit zu unterscheiden.

Material und Methoden: Aufgezeichnete EEG-Daten aus einer durch die Ethikkommission genehmigten Studie an 40 Patienten wurden offline analysiert.

Die Patienten hatten randomisiert eine der folgenden Medikamentenkombinationen erhalten: 1: Sevofluran (SEVO)/Remifentanil (REMI, ≤0,1µgkg-1min-1), 2: SEVO/REMI (≥0,2µg kg-1min-1), 3: Propofol (PRO)/REMI (≤0,1µg kg-1min-1), 4: PRO/REMI (≥0,2µg kg-1min-1). Alle 30 Sekunden wurden die Patienten zum Händedruck aufgefordert. REMI und SEVO oder PRO wurden verabreicht, bis die Aufforderung nicht mehr befolgt wurde (Bewusstlosigkeit 1, B1). Die isolierte Unterarmtechnik nach Tunstall [2] wurde über fünf Minuten angewandt, während Succinylcholin zur Intubation verabreicht wurde. Die Zufuhr von PRO oder SEVO wurde unterbrochen, bis der Patient die Aufforderung zum Händedruck befolgte (Wachheit1, W1). PRO oder SEVO wurden daraufhin wieder verabreicht, bis der erneute Bewusstseinsverlust (B2) festgestellt wurde. Nach dem chirurgischen Eingriff wurde die Medikamentenzufuhr beendet, bis die Patienten auf Ansprache reagierten (W2). Bei B1, W1, B2 und W2 wurden BIS, SyncFastSlow und BetaRatio berechnet. Die Vorhersagewahrscheinlichkeit (Pk) [3] wurde für jeden Parameter errechnet aus dem letzten Wert vor und dem ersten Wert bei B und W.

Die Pk-Werte der einzelnen Parameter wurden auf Unterschiede getestet (t-Score für paarweise Vergleiche).

Ergebnisse: Ein Datensatz von W1 und B2 wurde wegen eines Fehlers in der Datenstruktur von der Analyse ausgeschlossen. Pk der BetaRatio betrug 0,825 (0,023) (Pk (SE)), Pk der SyncFastSlow betrug 0,733 (0,028). Die Ergebnisse beider BIS-Komponenten waren höher als der Pk des BIS selbst (0,685 (0,029)).

Schlussfolgerung: Die Unterscheidung zwischen Wachheit und Bewusstlosigkeit gelingt mit der spektralen Komponente Beta Ratio signifikant besser als mit den bispekralen Parametern SyncFastSlow oder BIS.

Literatur: [1] Miller et al.: Br J Anaesth 2004; 92: 8–13; [2] Tunstall ME BMJ 1977; 1: 1321; [3] Smith WD, Dutton RC, Smith NT Anesthesiology 1996; 84: 38–51.