Gesundheitswesen 2005; 67(8/09): 594-604
DOI: 10.1055/s-2005-858599
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die neuen Kunden der privaten Krankenversicherungen

The New Private Health Insurance SubscribersP. Uschold1 , P. Potthoff2 , I. von Törne2 , B. Güther2
  • 1Postgradualer Studiengang Öffentliche Gesundheit und Epidemiologie, IBE, München
  • 2TNS Healthcare GmbH, München
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Publication Date:
11 October 2005 (online)

Zusammenfassung

Das GKV-Modernisierungsgesetz erlaubt den gesetzlichen Krankenkassen, Zusatzkrankenversicherungen (ZKV) in Kooperation mit privaten Anbietern zu vermitteln. Im Rahmen dieser Arbeit soll zunächst geklärt werden, welche ZKV nachgefragt werden und wie viel die Versicherten bereit sind, für diese Leistungen auszugeben. Des Weiteren wird versucht, Personen, die ZKV abschließen wollen, zu charakterisieren. Die vorliegende Analyse zu den ZKV basiert auf Daten des TNS Healthcare Access Panel von 896 gesetzlich Versicherten im Alter zwischen 20 und 79 Jahren. Gesetzlich Versicherte zeigen ein großes Interesse an ZKV. 67,3 % wären bereit, eine oder mehrere ZKV abzuschließen und dafür im Durchschnitt maximal 29,37 € monatlich auszugeben. Personen, die eine ZKV abschließen, befürworten eine Absicherung gegen Krankheit, die ihnen die Möglichkeit bietet, zwischen einer Grundsicherung und einer ZKV wählen zu können. Sie verfügen über ein höheres Einkommen und gehen selten zum Arzt. Außerdem sind sie mit ihrer Krankenkasse sehr zufrieden. Die Gesundheitsversorgung in Deutschland wird von diesen Personen unterschiedlich bewertet. Die einen sind sehr zufrieden, die anderen unzufrieden. Die vorliegende Analyse hat gezeigt, dass Personen, die häufiger zum Arzt gehen und ihren Gesundheitszustand als schlecht beurteilen, seltener eine ZKV abschließen wollen. Warum sich diese Personen gegen eine ZKV aussprechen, ist unklar. Sollten einmal ZKV über den Zugang zu medizinischer Versorgung entscheiden, so besteht aufgrund der vorliegenden Analyse die Gefahr, dass kranke und sozial schwache Personen von einer umfassenden medizinischen Versorgung ausgeschlossen werden.

Abstract

The new German legislation concerning the modernisation of statutory health insurance allows statutory health insurers to cooperate with their private health counterparts to offer supplementary health insurance. This study investigates the demand for such policies and how much someone is prepared to pay for them. Furthermore, the study tries to characterise the subscribers of supplementary health insurance. This analysis is based on data from the TNS Healthcare Access Panel on 896 statutory health insured persons aged 20 to 79 years. Statutory health insured persons show a great interest in supplementary health insurance policies. 67.3 % are prepared to subscribe to one or more policies and pay monthly 29.37 € on average. Subscribers to supplementary health insurance policies also support a model of statutory health insurance which gives them an opportunity to choose between a basic level of cover and the extended benefits of a supplementary health insurance policy. In addition, they are high earners and rarely see a physician. They are very content with their statutory health insurers; however, their opinion about the German health system differs because part of the subscribers are very content and others are dissatisfied. Moreover, the study shows that persons who see a physician often and who assess their state of health poorly would significantly buy fewer supplementary health insurance policies. It is not certain why this group come to such a decision. However, if supplementary insurance policies help to determine the levels of access granted to see a physician then this study demonstrates that persons with a high demand for medical care and poor persons are excluded.

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Petra Uschold

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