Gesundheitswesen 2005; 67(4): 274-279
DOI: 10.1055/s-2005-857989
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zur Versorgung von psychisch kranken Altenheimbewohner/innen im Landkreis Uelzen

Notes on the Care of Mentally Ill Residents in Nursing Homes in the Uelzen County DistrictJ. Hartwig1 , K. Heese2 , H. Waller3 , W. Machleidt4
  • 1Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften, Universität Lüneburg
  • 2Psychiatrische Klinik Häcklingen, Lüneburg
  • 3Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Universität Lüneburg
  • 4Abteilung Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover
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Publication Date:
26 April 2005 (online)

Zusammenfassung

Von 1998 bis 2001 führten das „Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften” der Universität Lüneburg, die Psychiatrische Klinik Häcklingen in Lüneburg und die Abteilung Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover ein Forschungsprojekt durch, das sich mit der Verbreitung psychischer Störungen in den vollstationären Einrichtungen der Altenpflege im Landkreis Uelzen und verschiedenen Aspekten der Versorgung der dort lebenden psychisch gestörten BewohnerInnen befasste. Dabei wurde eine Vollerhebung der Altenheimbewohnerschaft mithilfe eines standardisierten Fragebogens durchgeführt. Es wurden demografische Merkmale, Pflegebedürftigkeit und psychische Störungen sowie vor allem verschiedene Aspekte der Betreuung und Pflege (im Hinblick auf psychische Störungen) erhoben. Von allen ca. 1100 BewohnerInnen konnten 925 erfasst werden. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa Ÿ der Bewohnerschaft ausgeprägte Anzeichen für verschiedenartige psychische Störungen aufweisen; knapp die Hälfte weist eine demenzielle Symptomatik auf. Die Versorgung, sowohl in der Pflege als auch in der Behandlung - Medikation und nichtmedikamentöse therapeutischen Maßnahmen -, weist deutliche Defizite auf. Eine an therapeutischen Standards und bisherigen Leitlinien orientierte Versorgung ist kaum erkennbar; dies gilt insbesondere für die psychopharmakologische Therapie. Mit Ausnahme von einer Reihe von Modellprojekten (vor allem zur Versorgung Demenzkranker) dürften sich die hier gefundenen Verhältnisse von anderen Regionen der Bundesrepublik nicht wesentlich unterscheiden.

Abstract

From 1999 to 2001 the “Centre of Applied Health Sciences” (University of Lüneburg) carried out a research project in cooperation with the Psychiatric Hospital Häcklingen in Lüneburg and the department of social psychiatry and psychotherapy of the Hanover College of Medicine. The project covered the prevalence of mental disorders among the residents of nursing and geriatric homes in the district of Uelzen including different aspects of medical, psychiatric and nursing care. The research was based on a survey including all residents of these institutions. The response rate was 925 of a total of 1,100 residents. Results showed that three-quarters of the residents had considerable and different psychiatric symptoms and that almost half of the residents suffered from symptoms of dementia. The provision of health care as well as nursing care for these residents are considerably deficient. Care facilities are hardly of therapeutical standard and guidelines. This refers in particular to treatment with psychoactive drugs. The (few) comparable studies show that - with the exception of some pilot projects - the situation in the district of Uelzen may be similar to that in other regions of Germany.

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1 Das Projekt wurde im Rahmen der Fachhochschulforschungsförderung des Landes Niedersachsens - der „Arbeitsgruppe Innovative Projekte (AGIP)” - über eine Laufzeit von zwei Jahren finanziert.

2 Einige der teilnehmenden Heime waren ausdrücklich an differenzierten Daten über ihre Einrichtung interessiert.

3 Die entsprechende Frage im Fragebogen lautet: „Wirkte er/sie niedergeschlagen oder bedrückt?”

Jörg Hartwig

Zentrum für angewandte Gesundheitswissenschaften, Universität Lüneburg

Wilschenbrucher Weg 84 a

21335 Lüneburg

Email: hartwig@uni-lueneburg.de