Handchir Mikrochir Plast Chir 2004; 36 - Vortrag_54
DOI: 10.1055/s-2004-862451

Objektivierung der Muskelregeneration durch Messung der Kraft des M. abductor pollicis brevis nach Karpaldachspaltung

J Partecke 2, N Borkowski 1, T Dombert 2, H Arnold 2, J Hoch 2
  • 1Lübeck
  • 2Neustadt in Holstein

Die wichtigsten postoperativen Ziele unmittelbar nach Karpaldachspaltung, die schlagartige Befreiung von nächtlichen Schmerzen und eine Besserung der Sensibilitätsstörungen werden subjektiv sofort wahrgenommen. Die klinischen Zeichen der motorischen Nervenschädigung, der Kraftverlust und der Atrophiegrad der Daumenmuskulatur sind ebenso wie deren Erholung schwerer erfassbar.

Von klinischer Seite stellte sich daher die Frage, ob mit einem speziell entwickelten Messgerät die Kraft der Thenarmuskulatur vor und nach Karpaldachspaltung festgestellt und somit eine objektive Aussage über das Ausmaß des Muskelschwundes und der Muskelregeneration gemacht werden kann.

Von Februar 1998 bis Juli 1999 wurden an der Klinik für Plastische Chirurgie und der Klinik für Neurochirurgie der Medizinischen Universität zu Lübeck 47 Patienten mit dem Krankheitsbild eines Karpaltunnelsyndroms präoperativ elektrophysiologisch untersucht und die Kraft des M. abductor pollicis brevis mit einem speziell entwickelten Messgerät festgehalten. 36 der 47 operierten Patienten (28 Frauen / 8 Männer) kamen freiwillig zu einer Nachuntersuchung im Zeitraum von Mai 2000 bis Juli 2000, durchschnittlich 84 Wochen nach der Dekompression (Intervall 53–122 Wochen). Dabei wurden die Anamnese mittels eines erstellten Fragebogens komplettiert, die präoperativ bereits in 45°-Stellung und in Neutral-Null-Stellung (NN) durchgeführte spezielle Muskelkraftmessung wiederholt sowie die elektrophysiologischen Parameter erneut erfasst.

Das Durchschnittsalter betrug zum Untersuchungszeitpunkt 52 Jahre (s=13,9y; Frauen=49,8y; Männer=52,1y). Bei beiden Muskelkraftmessungen zeigte sich eine signifikante Veränderung des Kraft-Quotienten (Verhältnis Kraft Handgesund/Handkrank) bei der 45°-Messung (1,326präop zu 1,11postop; p=0.008) und bei der NN-Messung (1,09präop zu 0,9postop; p=0.011). Der Kraft-Quotient bei der NN-Messung korrelierte bei Auswertung einer nicht-parametrischen Korrelation signifikant (p=0,03) mit der Quotient-Differenz des prä- und postoperativ ermittelten Quotienten der DML des N. medianus. Ein Trend für eine Korrelation des Kraft-Quotienten mit der Quotient-Differenz der mNLG des N. medianus ist erkennbar (p=0,065).

Insgesamt konnte eine signifikante postoperative Steigerung der Kraft des M. abductor pollicis brevis als Zeichen der Regeneration der Thenarmuskulatur festgestellt werden. Da auch eine signifikante Korrelation des gemessenen Kraftzuwachses mit verbesserten Werten der distalen motorischen Latenz des N. medianus nachgewiesen werden konnte, kann die spezielle, einfach zu wiederholende Kraftmessung des M. abductor pollicis brevis als ein wichtiger Parameter zur Objektivierung der motorischen Symptomatik beim Karpaltunnelsyndrom genutzt werden. Sie ermöglicht eine kostengünstige postoperative Überprüfung des Operationsergebnisses und bietet sich zur gezielten Messung der Ergebnisqualität an.