Handchir Mikrochir Plast Chir 2004; 36 - Vortrag_10
DOI: 10.1055/s-2004-862407

Langzeitergebnisse nach Handgelenkdenervation bei SLAC-/SNAC-wrist Stadium II und III

M Rothe 1
  • 1Hamburg

Einleitung:

Die mediokarpale Teilarthrodese oder die Handgelenkarthrodese wird in der Literatur als gängige Methode zur Schmerzreduktion bei Patienten mit fortgeschrittenem karpalem Kollaps (SLAC -/ SNAC-wrist Stadium II und III) angeführt. Teilweise erfolgt in gleicher Sitzung die zumindest partielle Denervation des Handgelenkes durch Durchtrennung des Nervus interosseus posterior. Die alleinige Denervation des Handgelenkes der Punkte 1–4, 6, 9 und 10 nach Wilhelm ohne versteifenden oder teilversteifenden Eingriff ist hier bei häufig noch guter Handgelenkbeweglichkeit zumindest in der deutschsprachigen Literatur unterrepräsentiert.

Fragestellung:

Durch vorliegende Nachuntersuchung sollte geklärt werden, inwieweit Patienten mit oben beschriebenem Krankheitsbild langfristig von einer alleinigen Denervation des Handgelenkes profitieren, ohne durch einen versteifenden oder teilversteifenden Eingriff eine Einschränkung der Handgelenkfunktion in Verbindung mit einem in der Regel bestehenden Kraftdefizit hinnehmen zu müssen.

Methode:

Bei 46 Patienten (6w/40m) mit SLAC-/SNAC-wrist Stadium II und III wurde zwischen 1990 und 2001 nach vorheriger positiver Testung eine Denervation des Handgelenkes der Punkte 1–4, 6, 9 und 10 nach Wilhelm durchgeführt. Rekonstruktive Maßnahmen, wie eine Bandplastik oder Matti-Russe-Plastik, war in der Vorgeschichte bei keinem Patienten erfolgt. Das mittlere Alter zum Operationszeitpunkt lag bei 47 Jahren±10. In 29 Fällen war die dominante Hand betroffen. Bei 10 Patienten bestand ein SLAC-wrist, bei 36 Patienten ein SNAC-wrist. Lediglich bei 22/46 Patienten war ein Unfallereignis eruierbar. 32/46 Patienten (70%) konnten im Mittel 6,3 Jahre±3,5 nach der Operation nachuntersucht werden. Der Nachuntersuchungszeitraum lag insgesamt zwischen 2,3 und 14 Jahren.

Ergebnis:

12/32 Patienten (37,5%) waren bei der Nachuntersuchung schmerzfrei. Die Operation lag bei ihnen zwischen 2,3 und 11,4 Jahre, im Mittel 6,2 Jahre ± 3,2 zurück. Bei 6/32 Patienten (18,75%) bestanden über Jahre gleichbleibende Belastungsbeschwerden, 5/32 Patienten (15,6%) berichteten über stärkere Schmerzen, die im Verlauf 3,8 Jahre nach der Operation aufgetreten waren. 2/32 Patienten (6,25%) hatten durch die Denervation keine Besserung der Schmerzen erfahren. Bei 4/32 Patienten (12,5%) wurde im Mittel 13,5 Monate postoperativ aufgrund verbliebener oder erneut aufgetretener Beschwerden eine Handgelenkarthrodese durchgeführt. Subjektiv sahen 19/32 Patienten einen erheblichen Benefit durch die Denervation, 28/32 würden sich in gleicher Weise vor versteifenden Eingriffen operieren lassen.

Die Minderung der ROM betrug bei der Nachuntersuchung für die Extension/Flexion zu präoperativ 8,1%, für die Radial-/Ulnarduktion 20,2%, zur gesunden Gegenseite 28% für die Extension/Flexion, 33,5% für die Radial-/Ulnarduktion. Es war eine Zunahme der Kraft der operierten Seite im Mittel um 49,5% bei einer Minderung von 30% zur gesunden Seite zu verzeichnen.

Die Auswertung der Ergebnisse nach dem Krimmer-Schema ergab bei 20/32 Patienten (62,5%) ein gutes bis sehr gutes Ergebnis, bei 6/32 ein befriedigendes. 6 Patienten wiesen ein schlechtes Ergebnis auf.

Die subjektive Graduierung der Schmerzen anhand der visuellen Analogskala lag präoperativ bei 68,125, postoperativ bei 25,625. Die Auswertung des DASH-Fragebogens für die Teile A und B erbrachte einen Wert von 45,3 postoperativ.

Schlussfolgerung:

Durch die Denervation des Handgelenkes bei SLAC-/SNAC-wrist Stadium II und III kann eine langfristige Schmerzausschaltung bzw. -reduzierung bei lediglich geringfügiger Einschränkung der ROM und einer Verbesserung des Kraftgrades erzielt werden. Die Handgelenkdenervation sollte so, vor allem bei noch guter Beweglichkeit des Handgelenkes, einem teil- oder versteifenden Eingriff der Vorzug gegeben werden.