Suchttherapie 2004; 5 - 18
DOI: 10.1055/s-2004-861678

Testosteronkonzentration und Sexualfunktion bei Männern unter Substitution mit Methadon oder Buprenorphin

N Bliesener 1, S Albrecht 2, K Weckbecker 3, A Schwager 1, D Klingmüller 1, D Lichtermann 2
  • 1Institut für Klinische Biochemie
  • 2Institut für Psychiatrie, Universitätsklinikum Bonn
  • 3Praxis für Allgemeinmedizin, Bad Honnef

Ziel der Studie war die Ermittlung der Prävalenz des Hypogonadismus und der Sexualfunktionsstörung unter hoch dosierter Methadonsubstitution im Vergleich zur Substitution mit Buprenorphin. Zudem wurde die Effektivität der Testosteronsubstitution zur Therapie des Methadon-induzierten Hypogonadismus (MIH) untersucht.

Dazu wurden Testosteron, LH und FSH mit einem automatisierten Chemiluminescence-Assay (Immulite, DPC Los Angeles, USA) bestimmt. 37 Männer wurden mit Methadon (88 ± 16 mg/Tag), 17 mit Buprenorphin (11,2 ± 4,3) substituiert. Die Sexualfunktion (Libido und Potenz) wurde mit einer Selbstbeurteilungsskala gemessen. Cut-off-Werte: 0 = keine, 1–2 = leichte, 3–4 = moderate, 5–6 = schwere Verminderung. Sechszehn Patienten mit MIH wurden über 6 Wochen mit Testosteronenantat 250 mg/3 Wochen behandelt. Der Sexualfragebogen wurde vor und nach sechswöchiger Behandlung mit Testosteron beantwortet.

Die Buprenorphin-Gruppe hatte eine signifikant höhere mittlere T als die Methadon-Gruppe (5,1 ± 1,2 ng/ml versus 2,8 ± 1,2 ng/ml; P = 0,0001). Libido und Potenz waren mit jeweils 23% und 15% signifikant seltener reduziert als in der Methadon-Gruppe (P < 0,0001), in der 83% eine Verminderung der Libido und 72% eine Verminderung der Potenz beklagte. Durch die Substitution mit Testosteron wurde die Sexualfunktion bei 14 von 16 Patienten wiederhergestellt.

Der MIH ist häufig und teilweise schwer ausgeprägt. Er ist assoziiert mit einer hohen Prävalenz sexueller Dysfunktionen. Langzeitfolgen eines Hypogonadismus sind u.a. Osteoporose und Abnahme der Muskelmasse. Der MIH kann sicher und effektiv mit Testosteronenantat behandelt werden. Buprenorphin verursachte in einer Dosis – deren Effektivität bei der Behandlung der Heroinabhängigkeit mit hoch dosiertem Methadon vergleichbar ist – keinen Hypogonadismus.