Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - P63
DOI: 10.1055/s-2004-836218

Cornea verticillata bei systemischer Amiodarontherapie

KM Kerst 1, S Jurkutat 1, E Königsdörffer 1, J Strobel 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Jena

Hintergrund: Die Cornea verticillata ist durch beiderseits symmetrische graue oder gelbliche wirbelförmige Ablagerungen im Hornhautepithel charakterisiert, welche u.a. bei ca. 98% der mit Amiodaron therapierten Patienten beobachtet werden kann. Diese intrazellulären Epitheleinschlüsse sind zunächst im Bereich der Basalzellschicht, bei längerer Anwendung auch im kornealen Stroma und im Endothel nachweisbar.

Methodik: Bei einer 84-jährigen Patientin mit beidseitiger Cornea verticillata nach etwa 12-monatiger Amiodaroneinnahme bei Arrhythmia absoluta wurden Visus-, Vorderabschnitts- und Funduskontrollen sowie VEP, Ishihara-Test und Perimetrie durchgeführt.

Sechs Monate nach Absetzen des Amiodarons wurde die gleiche Patientin erneut untersucht. Ihr wurde im Untersuchungsintervall ein Schrittmacher implantiert, subjektiv gab sie eine deutliche Besserung ihres Allgemeinbefindens an.

Ergebnisse: Die zur Erstvorstellung ausgeprägte Cornea verticillata beidseits war bereits sechs Monate nach Absetzen des Amiodarons deutlich rückläufig. Beidseits konnte ein Visusanstieg auf 1,0 sowie eine Verkürzung der zur Erstvorstellung diskret verlängerten VEP-Latenzzeit verzeichnet werden. Eine eingangs beidseits diagnostizierte beginnende Opticusatrophie wies nach 6 Monaten keine Veränderung auf. Diese ist am ehesten vaskulärer Genese und daher nicht als amiodaronassoziiert zu betrachten.

Eine damit korrelierende beidseits periphere Gesichtsfeldeinengung zeigte im beobachteten Zeitraum erwartungsgemäß keine Differenzen. Der Ishihara-Test stellte sich unauffällig dar.

Schlussfolgerung: Da die Cornea verticillata als harmlose Veränderung gilt, ist ein Absetzen des Amiodarons nicht zwingend erforderlich, kann jedoch, wie im Fall unserer Patientin, eine deutliche Besserung des ophthalmologischen Befundes bedingen. Regelmäßige Kontrollen einschließlich Funduskontrolle sind jedoch zu empfehlen, da einige Patienten eine amiodaron-induzierte Optikusneuropathie mit Visusverlust und Papillenödem entwickeln können.