Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - KV60
DOI: 10.1055/s-2004-836215

Manifestation eines primär intraokularen Non-Hodgkin-Lymphoms (NHL)

A Janz 1, E Königsdörffer 1, R Augsten 1, H Kosmehl 1, HJ Fricke 1, J Strobel 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Jena

Hintergrund: Die Diagnosestellung beim primär intraokulären NHL ist oft sehr schwierig. Es ist selten und wird häufig als Uveitis verkannt. Dies äußert sich in den Zeitintervallen vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose. Die klinischen Symptome variieren in Abhängigkeit von der Lokalisation der Tumorzellinfiltration (Glaskörper, Retina, retinales Pigmentepithel). Die betroffenen Patienten sind in der Regel älter als 50 Jahre. Charakteristisch sind eine schmerzlose Visusverschlechterung und Glaskörpertrübungen.

Methodik: Eine genaue Diagnose kann nur durch eine zytologische und /oder eine molekular-pathologische Untersuchung erfolgen. Die Materialgewinnung erfolgt durch eine Pars-plana-Vitrektomie.

Ergebnisse: Wir berichten über eine 67-jährige Patientin die 2/2002 mit akuter Visusverschlechterung in die Klinik eingewiesen wurde. Die Patientin klagte über eine Visusverschlechterung am linken Auge seit 8/2001 und am rechten Auge seit 1/2002. Bei der Aufnahmeuntersuchung fielen beidseits konjunktivale Injektion, speckige Deszemet-Beschläge im Bereich des Arltschen Dreiecks, deutliche Korpustrübungen und zellige Infiltrationen des Glaskörpers sowie multiple gelbe und gelb-braune Netzhautherde auf. Eine Therapie mit Steroiden zeigte bei der Patientin keinen Erfolg. Es wurde eine Pars-plana-Vitrektomie durchgeführt, bei der Material für die mikrobiologische und pathologische Untersuchung gewonnen wurde. Bei der molekularpathologischen Analyse konnten monoklonale Banden im Immunglobulingenrearrangment, welche lymphomtypisch sind, nachgewiesen werden. Das zytologische Ergebnis war negativ, da nicht ausreichend Material zum Nachweis eines malignen Lymphoms zur Verfügung stand. Die interdisziplinäre Diagnostik ergab keinen Nachweis einer Beteiligung des ZNS oder anderer Organe.

Als Therapie wurden eine Hochdosis-Chemotherapie mit Cytoarabin (ARA-C) und lokale Bestrahlungen durchgeführt. Durch die Behandlung konnte ein Fortschreiten der Erkrankung zunächst verhindert werden. Es erfolgte eine Wiedervorstellung 6/2004 mit einem Rezidiv.

Schlussfolgerung: Bei Patienten, die älter als 50 Jahre sind und an einer neu aufgetretenen und/oder persistierenden Uveitis leiden, muss das primär intraokulare Non-Hodgkin-Lymphom in die differenzialdiagnostischen Überlegungen eingeschlossen werden.