Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - V25
DOI: 10.1055/s-2004-836177

Statische und dynamische retinale Gefäßanalyse in der augenärztlichen Praxis. Ein erster Erfahrungsbericht.

E Nagel 1, W Vilser 2, T Riemer 3, A Finck 2
  • 1Rudolstadt
  • 2Ilmenau
  • 3Jena

Hintergrund: Veränderungen der Netzhautblutgefäße sind bei einer Vielzahl systemischer vaskulärer Erkrankungen, darunter der arteriellen Hypertonie, bereits seit langem bekannt. Die bisherige ophthalmoskopische Untersuchung führt zu einer subjektiven Beurteilung des morphologischen Zustandes anhand einer qualitativen Merkmalsskala. Seit einiger Zeit steht mit der statischen und dynamischen retinalen Gefäßanalyse (GA) ein neues Untersuchungsverfahren für die klinische Routine zur Verfügung.

Methodik: Zunächst wurde mit einem Flicker-Retinal Vessel Analyzer (RVA, IMEDOS, Jena) die Durchmesserreaktion eines arteriellen und eines venösen retinalen Gefäßabschnittes auf 20s Flickerlichtprovokation (530–600 nm, 12,5Hz Rechteckflicker im Kontrastverhältnis 25:1) untersucht. Es erfolgte eine Auswertung des Mittelwertes dreier Stimulationszyklen als dynamische Gefäßanalyse. Nachfolgend aufgenommene Einzelbilder des Fundus (Kamera Zeiss FF 450plus) wurden mit dem Programm Vesselmap 2 (IMEDOS, Jena) ausgewertet. Auswertemethode und Parameter der statischen GA entsprechen derjenigen der ARIC-Studie*.

Ergebnisse: Anhand typischer Fälle (Kreislaufgesunde, Hypertoniker, Patient mit Astarterienverschluss, Patient nach aktuellem Apoplex) werden die gemessenen bzw. bestimmten Parameter vorgestellt.

Schlussfolgerung: Mit der dynamischen GA ist erstmals eine nichtinvasive funktionelle Untersuchungsmethode retinaler Gefäße für die klinische Routine verfügbar. Die Kombination mit einem morphologisch-deskriptiven, evaluierten Befundkomplex (statische GA) erscheint zur umfassenden, objektiven und quantitativen Beurteilung retinaler Gefäße sinnvoll. Das Gesamtverfahren ist im Praxisalltag einsetzbar. Die Wertigkeit der Befunde für die Prognose vaskulärer Risiken (z.B. Apoplex) sowie für die Verlaufskontrolle hypertoner Endorganschäden sollte in Verlaufskontrollstudien evaluiert werden.

Bemerkungen:

* Wong TY, Klein R, Couper DJ et al. Retinal microvascular abnormalities and incident stroke: the Atherosclerosis Risk in Communities Study. Lancet 2001; 358:1134–40

CR: E. Nagel, A Finck: nein, W. Vilser API, Th. Riemer A