Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2004-835979
Tryptase-Bestimmung bei Typ-I-Allergie
Hintergrund: Tryptase ist eine weitgehend Mastzell-spezifische, in verschiedenen Isoformen vorkommende Serinprotease. Sie wird kontinuierlich sezerniert (α-Tryptase) oder bei Zellaktivierung freigesetzt (β-Tryptase). Mit einem Fluoroenzymimmunoassay kann die Gesamtkonzentration (α- und β-Tryptase) in Körperflüssigkeiten gemessen werden. In der praktischen allergologischen Diagnostik ist die Bestimmung der Serumtryptasekonzentration (ST) von Bedeutung. Die 95. Perzentile der ST ist 11,4µg/l (nach Herstellerangabe); pragmatisch können Werte ≥ 10µg/l als „auffällig“ angesehen werden, da ein eigentlicher „Normwert“ nicht definiert ist. Eine konstitutionell erhöhte basale ST findet sich oft bei Mastozytose, manchmal auch bei anderen Erkrankungen mit Mastzellaktivierung. Bei systemischen Überempfindlichkeitsreaktionen vom Soforttyp (Anaphylaxie) wird häufig ein temporärer Anstieg der ST (Maximum nach <30 Minuten bis >5 Stunden) gefunden, nach einem Tag ist der Ausgangswert wieder erreicht. Klinische Anwendung: A. Bei Insektengift-allergischen Patienten ist eine konstitutionell erhöhte basale ST ein Risikofaktor für besonders schwere Anaphylaxie. Meist besteht dann eine Hautmastozytose, die sehr diskret sein kann („okkulte“ kutane Mastozytose), oft auch eine systemische Mastozytose. Bei Patienten mit konstitutionell erhöhter basaler ST (oder Mastozytose) ist die Insektengifthyposensibilisierung besonders dringlich. Dabei ist zu beachten: 1) Bei Bienengiftallergie sollte von vornherein mit einer gesteigerten Dosis von 200µg Gift behandelt werden; 2) die Wirkung der Bienen- oder Wespengifthyposensibilisierung sollte durch Stichprovokation überprüft werden, bei Therapieversagen werden die Dosis erhöht und der Effekt durch eine weitere Stichprovokation überprüft; 3) die Insektengifthyposensibilisierung wird lebenslang fortgeführt. Eine konstitutionell erhöhte ST ist möglicherweise auch ein Risikofaktor bei Anaphylaxie auf andere Auslöser als Insektengifte. – B. Ein kurzfristiger Anstieg der ST kann die Diagnose einer Anaphylaxie stützen, beispielsweise bei akzidentellen Reaktionen oder Provokationstests mit mehrdeutigen Symptomen. Dabei wird die individuelle basale ST mit dem Wert während Reaktion verglichen. – C. Bei plötzlichen Todesfällen unklarer Ursache kann eine erhöhte ST auf Anaphylaxie oder Mastozytose hinweisen. Fazit: Die ST ist ein klinisch relevanter Parameter, der jedoch kritisch im Gesamtzusammenhang des klinischen Bildes interpretiert werden muss.