Z Gastroenterol 2004; 42 - 36
DOI: 10.1055/s-2004-835787

Adrenalin versus Adrenalin und Beriplast® zur Primärtherapie akuter Blutungen des oberen Gastrointestinaltraktes

C Klecker 1, S Knoll 1, Th Möller 1
  • 1Ev. Diakonissenkrankenhaus Leipzig, Klinik für Innere Medizin, Leipzig

Zielstellung: Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten Studie wurde die Primärtherapie akuter Blutungen des oberen Gastrointestinaltraktes mit Fibrinkleber (Beriplast®) und Adrenalin mit einer alleinigen Adrenalintherapie verglichen.

Einschlusskriterien und Studienaufbau: Eingeschlossen in die Studie wurden Patienten mit Ulcera duodeni oder Ulcera ventriculi in den Stadien Forrest Ia, Ib, und IIa. Dabei erfolgte die Zuteilung der Patienten im Wechsel in zwei Therapiearme. In Gruppe 1 erfolgte die Therapie der akuten Blutung durch Injektion von max. 10ml Adrenalin in einer Verdünnung von 1:10000, verteilt auf vier Quadranten um das Ulkus. In Gruppe 2 erfolgte nach Adrenalineinsatz zusätzlich die Injektion von 1ml Beriplast® in die vier Quadranten. Eine erste Kontrolluntersuchung erfolgte innerhalb von 24 Stunden. Danach wurden entsprechend der Symptomatik weitere Kontrollgastroskopien durchgeführt. Bei allen Patienten wurde am 8. Tag nach Diagnosestellung eine routinemäßige, den Studienkriterien entsprechende Kontrollgastroskopie durchgeführt. Als Begleittherapie wurde Pantoprazol iv. verwandt.

Auswertung: Im Zeitraum 12/2001 bis 12/2003 konnten 66 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. 33 Patienten wurden im Therapiearm 1 primär nur mit Adrenalin und 33 Patienten im Therapiearm 2 primär mit Adrenalin und Beriplast® behandelt.

Im Therapiearm 1 lag bei 22 Patienten ein blutendes Ulcus duodeni, bei 11 Patienten ein Ulcus ventriculi vor. Bei allen Patienten konnte eine primäre Blutstillung mit Adrenalin erreicht werden, es trat also kein primäres Therapieversagen auf. Bei 20 (60,6%) Patienten dieser Gruppe war die alleinige Therapie mit Adrenalin ausreichend. Bei 13 (39,4%) Patienten zeigte sich eine Rezidivblutung in der Kontrollgastroskopie (sekundäres Therapieversagen), die nach Studienkriterien eine zusätzliche Therapie mit Beriplast® erforderlich machte. Bei 9 (69,2%) dieser 13 Patienten wurde durch die zusätzliche Therapie mit Beriplast® eine Blutstillung erreicht. Bei 4 (30,8%) Patienten war trotz Beriplast® keine Blutstillung zu erreichen. Diese Patienten wurden einer operativen Therapie zugeführt.

Dem Therapiearm 2 wurden ebenfalls 33 Patienten zugeordnet. Bei 15 dieser Patienten wurde ein Ulcus duodeni diagnostiziert, bei 18 Patienten ein Ulcus ventriculi. Bei allen Patienten dieser Gruppe 2 wurde primär mit Adrenalin und Beriplast® therapiert. Komplikationen bei der Anwendung von Beriplast® traten bei keinem Patienten auf. Bei allen Patienten konnte eine primäre Blutstillung erzielt werden. Bei 9 (27,3%) Patienten zeigte sich allerdings eine Rezidivblutung in der Kontrollgastroskopie. Diese Patienten werden als sekundäre Therapieversager der Gruppe 2 definiert. Bei diesen 9 Patienten wurde entsprechend den Studienkriterien ein erneuter Therapieversuch mit Adrenalin und Beriplast durchgeführt. Dieser zweite Therapieversuch war bei 5 (55,6%) Patienten erfolgreich, die Blutung wurde zum Stillstand gebracht. Bei 4 von 9 (44,4%) Patienten konnte keine Blutstillung erreicht werden, diese Patienten wurden einer operativen Versorgung zugeführt.

Zusammenfassung: Aufgrund der noch relativ geringen Patientenzahl sind derzeit nur tendenzielle Aussagen möglich. Es zeigt sich ein Vorteil zugunsten der Therapie mit Beriplast®, da die primär mit Beriplast® therapierte Gruppe weniger Therapieversager (27,3% vs. 39,4%) aufwies als die nur mit Adrenalin therapierten Patienten in Gruppe 1. Weiterhin konnten unter Therapie mit Fibrinkleber noch ein Großteil der sekundären Therapieversager der Gruppe 1 (69,2%) sowie 5 (55,6%) der sekundären Therapieversagern der Gruppe 2 erfolgreich therapiert werden.