Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - R19
DOI: 10.1055/s-2004-835188

Primäres und sekundäres Dermis-Fett-Transplantat nach Enukleation

C Hintschich 1
  • 1Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München

Eine Enukleation führt durch den Volumenverlust und Veränderungen der Gewebearchitektur innerhalb der Orbita zur Ausbildung eines Postenukleationssyndroms mit häufig unbefriedigendem Prothesensitz. Um diesem unerwünschten Phänomen vorzubeugen, werden schon seit Ende des 19. Jahrhunderts Orbitaimplantate in die Augenhöhle eingesetzt, wobei vorwiegend alloplastische Materialien zum Einsatz kommen. Eine praktikable Alternative stellt die Verwendung eines autologen Dermis-Fett-Transplantats dar.

Die Operationsmethode besteht aus der Implantation von körpereigener Dermis mit anhängendem subdermalem Fettgewebe aus der Glutealregion in die enukleierte Augenhöhle. Die Transplantation kann primär im Rahmen der Enukleation oder später sekundär zur Korrektur bei insuffizientem Prothesensitz erfolgen. Dargestellt werden Indikationen, Operationsmethode und Ergebnisse nach primärer und sekundärer Dermis-Fett-Transplantation, basierend auf über 250 an der Augenklinik der Universität München durchgeführten Eingriffen.

Das autologe Dermis-Fett-Transplantat stellt unserer Erfahrung nach eine sichere Alternative zu alloplastischen Orbitaimplantaten dar. Die Methode kommt ohne konservierte Sklera aus, wodurch eine potentielle Übertragung von Krankheitserregern durch Alkohol-konservierte Sklera selbst theoretisch ausgeschlossen bleibt. Transplantatverlust oder andere schwerwiegende Komplikationen wurden nur sehr selten beobachtet. Die Vorteile des Dermis-Fett-Transplantates rechtfertigen seine Anwendung trotz des etwas höheren operativen Aufwands auch als primäres Orbitaimplantat. Bei komplizierten Augenhöhlen mit kontrahierter Bindehautauskleidung („contracted socket“) stellt die Methode der sekundären Dermis-Fett-Transplantation trotz der größeren Schrumpfungstendenz eine Erfolg versprechende Möglichkeit zur Verbesserung der Ausgangssituation dar und ermöglicht oft die Wiederherstellung von Prothesenfähigkeit mit einem einzigen Eingriff.