Ultraschall Med 2004; 25 - P_07_02
DOI: 10.1055/s-2004-834320

Stellenwert der Abdomensonographie für das Tumorscreening bei sicheren und möglichen paraneoplastischen neurologischen Syndromen

F Leypoldt 1, J Lewerenz 1, AE Guthoff 2
  • 1UKE Hamburg-Eppendorf, Klinik für Neurologie
  • 2UKE Hamburg-Eppendorf, Med. Klinik und Poliklinik I

Problemstellung: Diverse neurologische Erkankungen wie Encephalitiden, Polyneuropathien und Myositiden können neben vielfältigen anderen Ursachen auch bei malignen Grunderkrankungen als paraneoplastische autoimmunologische Syndrome (PAS) auftreten. Aus diesem Grund wird bei der ätiologischen Abklärung oft ein Tumor-Screening durchgeführt. Die Forderungen an ein solches Screening sind eine möglichst geringe Belastung für den Patienten, eine möglichst hohe diagnostische Aussagekraft und eine kostengünstige Durchführbarkeit, da bei einer große Anzahl neurologischer Patienten eine paraneoplastische Erkrankung differentialdiagnostisch infrage kommt.

Ferner treten neurologische Syndrome mit nachweisbaren antineuronalen Antikörpern auf, die mit hoher Spezifität auf eine paraneoplastische Genese hinweisen und bei denen eine Tumorsuche mit hoher Sensitivität durchgeführt werden muss. Wir untersuchten den Stellenwert der Abdomensonographie bei diesen Fragestellungen.

Ergebnisse: Zur Klärung des Sachverhaltes bei möglichem PAS ohne antineuronale Antikörper wurden die mit der Fragestellung ‘Anhalt für Tumor bei V.a. Paraneoplasie’ sonographisch in der Abteilung für Innere Medizin des UKE untersuchten Patienten retrospektiv identifiziert (n=37, bisher 212 von 367 Patienten in der Kohorte analysiert, Zeitraum 16 Monate). Von diesen hatten 54% eine Neuropathie, 14% eine Myositis und 24% eine zentrale, und 8% eine kombiniert zentral- und peripher-neurologische Erkrankung. In keinem Fall konnte mittels Abdomensonographie der Hinweis auf eine maligne Grunderkrankung erbracht werden.

Ferner wurden die in der neurologischen Klinik des UKE behandelten Patienten mit sicheren PAS (antineuronalen Anitkörpern) identifiziert (n=11, Zeitraum 40 Monate). Bei einem dieser Patienten (9%) wurde ein prinzipiell mittels Abdomensonographie nachweisbares Urothelkarzinom identifiziert, bei den übrigen 10 (91%) lagen entweder intrathorakale Tumoren vor (n=5, 45%) oder es konnte im PET/CT keine Neoplasie nachgewiesen werden (n=5, 45%).

Schlussfolgerung: Aus der vorliegenden Untersuchung kann geschlossen werden, dass der Nachweis einer intraabdominellen Neoplasie bei möglichen und sicheren PAS selten ist. Da zumindest bei sicheren PAS intrathorakale Tumoren weitaus häufiger sind, ist die abdominelle Sonographie nicht die Methode der ersten Wahl der Tumorsuche bei diesen Erkrankungen.