Ultraschall Med 2004; 25 - P_04_09
DOI: 10.1055/s-2004-834300

Sonographische Primärdiagnostik maligner Keimzelltumoren des Ovars

RD Stenger 1, S Weigel 1, M Schuldt 1, G Lorenz 2, G Köhler 3, H Wiersbitzky 4, OA Festge 1, JF Beck 5
  • 1Universitäts-Kinderklinik, Greifswald
  • 2Univ.-Institut für Pathologie, Greifswald
  • 3Univ.-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Greifswald
  • 4Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie, Greifswald
  • 5Univ.-Klinik für Kindermedizin, Abteilung Pädiatrische Onkologie und Hämatologie, Greifswald

Problemstellung: Pelvine Tumoren sind im Kindesalter selten und werden oft erst nach klinisch sichtbarer Raumforderung erkannt. Häufig gibt die sonographische Primärdiagnostik Hinweise zu Lage, Größe und Textur. Solide Tumoren müssen bis zum Ausschluss als maligne angesehen werden.

Methode: 2 Mädchen (12 und 13 Jahre alt) in gutem AZ und EZ hatten Unterleibsschmerzen, Obstipation und klopfschmerzhafte Nierenlager. Klinisch bestanden tastbare große, derbe Resistenzen im Unterbauch. Beide Patientinnen wurden im Rahmen des Tumorstaging durch Ultraschall und MRT untersucht.

Ergebnisse: Sonographisch fanden sich das kleine Becken ausfüllende, gut abgrenzbare, solide, inhomogene, rundliche Tumoren, teilweise knollig und vereinzelt mit Zysten (Abb.). Die Raumforderungen verursachten Harnabflussstörungen und Aszites. Der Tumorursprung war sonographisch und im MRT nicht erkennbar. Excessiv erhöhte AFP- und β-HCG-Werte wiesen jedoch in beiden Fällen auf einen Keimzelltumor hin.

Intraoperativ gingen beide Raumforderungen vom re. Ovar aus. Die vollständige Tumorentfernung gelang nur in einem Fall. Es handelte sich um einen malignen Keimzelltumor (embryonales Karzinom). Bei der älteren Patientin erfolgte wegen Infiltrationen in das li. Ovar, die Uterushinterwand sowie Sigma- und Rektumwand eine Teilresektion mit Exstirpation von Adnexen und Uterus. Histologisch fand sich ein kombinierter maligner Keimzelltumor mit 90% Dottersacktumor- und 10% Dysgerminom-Anteilen. Die postoperative zytostatische Therapie wurde nach dem aktuellen Protokoll MAKEI durchgeführt. Beide Patienten befinden sich derzeitig in anhaltender Remission.

Schlussfolgerung: Sonographisch gut konturierte pelvine Raumforderungen mit vorwiegend solider, inhomogener und knolliger Textur, teilweise mit mäßiger zystischer Regression sowie erhöhte spezifische Tumormarker weisen auf einen malignen Keimzelltumor hin. Eine Organzuordnung ist oft nicht möglich. Die bildgebende Vordiagnostik erlaubt jedoch dem Operateur, eine optimale Strategie der Vorgehensweise festzulegen. Die Effektivität der operativen und zytostatischen Behandlung wird postoperativ auch sonographisch kontrolliert.