Problemstellung: Gas bewirkt in der Sonographie nahezu eine Totalreflexion der Schallwellen. Strukturen, die sich hinter einer Gasansammlung befinden sind sonographisch nicht einsehbar. Luft kann aber auch – ähnlich wie verschiedene Artefakte – Indikator für bestimmte Erkrankungen und Wegweiser für weiterführende diagnostische und therapeutische Maßnahmen sein. Ziel der Arbeit ist es, anhand klinischer Beispiele Interpretations- und Einsatzmöglichkeiten aufzuzeigen.
Methode: Retrospektiv wurden 10.000 Untersuchungen aus den Jahren 2000–2003 ausgewertet. Die Untersuchungen wurden mit einem Logiq 9, Logiq 700 und einem Siemens Sequoia 512 durchgeführt. Die Befunde der Sonographie wurden anschließend mit OP-Befunden oder Ergebnissen von pathologischen, röntgenologischen und bakteriologischen Untersuchungen verglichen.
Ergebnisse: Gas kommt physiologischerweise nur im Gastrointestinaltrakt oder im Atmungssystem vor. Außerhalb dieser Organlumina oder in parenchymatösen Organen ist es meist Indikator für eine Infektion mit gasbildenden Bakterien. Ebendiese konnten in Blase, Uterus, Leber und Gallenblase durch weiterführenden Untersuchungen nachgewiesen werden, nachdem Gas im Sonogramm die Indikation dafür geliefert hatte. Gas intramural impliziert eine hochgradige Störung der Integrität der betroffenen Wand eines Organes, was unter anderem bei emphysematösen Zystitiden nachgewiesen werden konnte. Ein nicht artifizielles Pneumoperitoneum steht meist im Zusammenhang mit Perforationen des Magen-Darm-Traktes, stellt damit in vielen Fällen auch die Indikation zu weiterem, invasiverem Vorgehen. Mithilfe von Gas, welches in dieser Indikation gezielt als Kontrastmittel für die Sonographie zur Anwendung kommt, konnten Zusammenhangstrennungen der Harnblasenwand diagnostiziert werden.
Schlussfolgerung: Gasansammlungen im Abdomen können bei der sonographischen Untersuchung störend wirken, liefern häufig aber auch wertvolle Hinweise auf dem Weg der Diagnostik oder Therapie einer Erkrankung. Das nachgewiesene Gas kann dabei intra- oder extraluminal, intramural, intraparenchymatös oder im Gefäßsystem lokalisiert sein. Gas ist durch den hohen Impedanzunterschied zu Flüssigkeiten und Gewebe sehr sicher nachweisbar und kaum falsch zu interpretieren. Es ist daher hervorragend als natürlich gegebenes, unter Umständen auch einfach einsetzbares Kontrastmittel in der Sonographie nutzbar.