Ultraschall Med 2004; 25 - WS_34_04
DOI: 10.1055/s-2004-834191

Die wirtschaftliche Bewertung und Bedeutung von ultraschallunterstützten Punktionstechniken in der Regionalanästhesie

J Kessler 1
  • 1Uniklinikum Heidelberg

Problemstellung: Das Problem der Punktion in unklarer Anatomie ist in allen Bereichen der Anästhesie aktuell: Das Problem führt zu Fehlpunktionen, teilweise zu langdauernden Punktionsversuchen und zu weiteren Folgen und Nebenwirkungen (z.B. chirurgischer Gefäßzugang, unzureichende Blockaden). Um innerhalb der Vorbereitung von Analgesietechniken einen hohen Workflow zu erhalten, kann es, abgesehen von Gründen der Optimierung der Analgesietechnik, auch wirtschaftlich sinnvoll sein, einen schnellstmöglichen und auch sicheren Punktionsweg zu schaffen. Hierfür kann die Bildgebung mithilfe von Ultraschall eine ausgezeichnete Unterstützung leisten.

Methode: Im Rahmen von verschiedensten klinischen Modellrechnungen mithilfe von Entscheidungsbäumen wird in dieser Untersuchung evaluiert, inwieweit ein wirtschaftlicher Einsatz von Bildgebungsverfahren in der Regionalanästhesie hilfreich und sinnvoll ist. Hierzu werden Investitions- und Ausbildungskosten für bildgebende Verfahren gegen den erwarteten Nutzwert für die klinische Betreuung aufgerechnet.

Ergebnisse: Beim Einsatz von allgemeinen Berechnungsgrundlagen und geschätzten Kosten von 600€/h (Quelle DRG Kommission) bzw. 10€/min lassen sich Verzögerungen aufgrund von Punktionsproblemen relativ exakt wirtschaftlich mit der Formel Kosten=OP-Kosten pro min×Verzögerungsdauer erfassen. Da momentan eine Versagerquote von etwa 15–20% der durchgeführten Regionalanästhesien existiert und diese Verzögerungen etwa zwischen 10 und 30 Minuten liegen, betragen die resultierenden Kosten in diesem Bereich etwa 100–300€, umgerechnet auf alle Regionalanästhesien etwa 10–30€. Auch enstehen bei konventionellen Techniken zusätzliche Kosten durch Supplementierungsbedarf durch andere Analgesieverfahren oder Anästhesieverfahren.

Ergänzt werden die Vorteile der Bildgebung auch durch einen Einfluss auf die Qualitätsicherung der Regionalanästhesie. Es kommt zu einer Optimierung der Analgesie und Minimierung der Komplikationsraten.

Berücksichtigt man Investitions- und Ausbildungskosten, sind die erwarteten Aufwendungen bereits durch Einsparungen mit der Workflow- Problematik kompensiert. In jedem Falle ergeben sich Hinweise auf einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz von Bildgebungsverfahren.

Schlussfolgerung: Verbesserte Punktionsbedingungen und bessere Punktionsergebnisse führen zu einer erhöhten Kontinuität der Maßnahmen. Die Bildgebung in der Regionalanästhesie ist auch ein wirtschaftlich tragfähiges Grundkonzept.

Abbildung: Übersicht über longitudinal mediane Strukturen der lumbalen Wirbelsäule und die Evaluation der Nadelführung bei der lumbalen Periduralanaesthesie.