Ultraschall Med 2004; 25 - WS_05_01
DOI: 10.1055/s-2004-834033

Fokale Minderverfettung im Segment IV der Leber ein pathognomonischer Befund bei Steatosis hepatis?

W Kratzer 1, M Haenle 1, A Schmiesing 1, S Egging 1, W Kratzer 1, 2, 3
  • 1Universität Ulm, Abt. Innere Medizin
  • 2Landesgesundheitsamt Baden-Würrtemberg, Gesundheitsamt Ravensburg Aussenstelle Leutkirch, Universität
  • 3EMIL-Study-Group

Problemstellung: Eine inhomogene Minderverfettung im Lebersegment IV kann häufig bei Patienten mit Steatosis hepatis nachgewiesen werden. Der sonographisch leicht nachweisbare Pseudotumor kann jedoch auch erhebliche differential-diagnostische Schwierigkeiten bereiten und führt gelegentlich zu einer Überdiagnostik. Über die Prävalenz der fokalen Minderverfettung bei Steatosis hepatis existieren bisher nur wenige Daten. Ziel unserer Studie war es, an einem unselektierten Kollektiv die Prävalenz der Steatosis hepatis und der fokalen Minderverfettungen zu ermitteln.

Methode: Im Rahmen einer prospektiven Querschnittsuntersuchung einer unselektierten Bevölkerung wurden 1918 Personen (997 weibliche und 921 männliche) untersucht. Alle Probanden erhielten eine Sonographie der Leber und der Gallenblase (Philips HDI 5000 Sono CT, C2–5MHz, C4–7MHz). Als fokale Minderverfettung wurden scharf begrenzte, umschriebene Raumforderungen cranial der Gallenblase, im Gallenblasenbett und ventral der Vena portae gelegen definiert. Anzahl der Fokalen Läsionen, Größe und Grad der Steatose wurden gemessen.

Ergebnisse: Insgesamt hatten 27,0% der Männer (Grad I 8,4%; Grad II 16,5%; Grad III 2,2%) und 30,1% der Frauen (Grad I 11,3%; Grad II 16,2%; Grad III 2,5%) eine Steatose der Leber. Bei 269 (14,0%) Probanden fand sich mindestens eine inhomogene Verfettung (126 Männer, 13,7%; 143 Frauen, 14,3%). Eine inhomogene Verfettung fand sich bei 14,7% mit Steatose °I, 67,2% mit Steatose °II und 62,2% mit Steatose °III der Probanden. 95,5% der fokalen Minderverfettungen konnten im Segment IV nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung: Nahezu ein Drittel der untersuchten Bevölkerung zeigten eine diffuse Leberparenchymveränderung im Sinne einer Steatose. Mit 14,0% stellt eine inhomogene Verfettung im Segment IV die häufigste Ursache für eine umschriebene Raumforderung der Leber dar. Unsere Daten bestätigen, dass beim Nachweis eines zufällig entdeckten Lebertumors im Segment IV der Leber im Rahmen von Routinesonographien in erster Linie an einen Pseudotumor im Sinne einer inhomogenen Verfettung gedacht werden sollte.