Gesundheitswesen 2004; 66 - 224
DOI: 10.1055/s-2004-833962

Arbeitslosigkeit und subjektive Gesundheit

AK Stich 1, T Lampert 2, S Müters 1, U Maschewsky-Schneider 1
  • 1Technische Universität (TU) Berlin, Institut für Gesundheitswissenschaften
  • 2Robert-Koch-Institut (RKI) Berlin, Abteilung Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung

Hintergrund: Arbeitslose und vor allem Langzeitarbeitslose weisen im Vergleich zu Erwerbstätigen eine schlechtere subjektive Gesundheit auf. Die subjektive Gesundheit wiederum erwies sich in verschiedenen Studien als guter Prädiktor der Mortalität. Ziel: Der Beitrag untersucht den Zusammenhang zwischen der Dauer der Arbeitslosigkeit und der subjektiven Gesundheit und berücksichtigt dabei Unterschiede nach beruflicher Qualifikation und vorherigem beruflichen Status. Methoden: Die Untersuchung basiert auf den Daten des Bundes-Gesundheitssurveys 1998, der zwischen Oktober 1997 und März 1999 als epidemiologische Querschnittsstudie in Ost- und Westdeutschland mit einer Teilnehmerzahl von 7.124 Personen durchgeführt wurde. Der Einfluss der Arbeitslosigkeit auf die subjektive Gesundheit (selbsteingeschätzter allgemeiner Gesundheitsstatus und SF-36) wird mittels OLS- bzw. logistischen Regressionen bestimmt. Ergebnisse: Arbeitslose Männer und Frauen schätzen im Vergleich zu Erwerbstätigen ihre eigene Gesundheit schlechter ein und sind infolge gesundheitlicher Probleme häufiger in der Alltagsgestaltung eingeschränkt. Mit der Dauer der Arbeitslosigkeit nehmen die Beeinträchtigungen der subjektiven Gesundheit zu. Eine schlechte berufliche Qualifikation und ein niedriger Berufsstatus erhöhen nicht nur die Wahrscheinlichkeit, arbeitslos zu sein, sondern verstärken offenbar auch den Einfluss von Arbeitslosigkeit auf die Gesundheitseinschätzung. Bei Männern treten diese Zusammenhänge stärker zutage als bei Frauen. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Arbeitslosigkeit in den niedrigen Qualifikations- und Berufsstatusgruppen schlechter verarbeitet wird und sich häufiger in gesundheitlichen Problemen niederschlägt. Weiterführende Analysen werden sich mit der Frage befassen, inwieweit diese Zusammenhänge durch ein gesundheitsschädigendes Verhalten erklärt werden können.