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DOI: 10.1055/s-2004-832532
Manifestation einer systemischen Sklerodermie unter Therapie mit pegyliertem Interferon alpha bei metastasiertem Melanom
Eine 39jährige Patientin stellte sich im Juli 2002 mit links cervicalen, links supra- und infraclaviculären sowie mediastinalen Lymphknotenmetastasen eines malignen Melanoms bei unbekanntem Primarius in unserer dermato-onkolgischen Sprechstunde vor. Zwei Monate zuvor war bereits eine Axilladissektion links bei Metastasierung erfolgt. Von 08/02 bis 02/03 konnte unter einer Vakzinierungstherapie mit autologen Peptid beladenen dendritischen Zellen eine Remission der Erkrankung erzielt werden. Im Februar 2003 traten erneut Lymphknotenmetastasen cervical links, supraclaviculär beidseits, axillär rechts, mediastinal und subkutan periumbilikal auf. Daraufhin leiteten wir eine Chemoimmuntherapie mit Temozolomid und pegyliertem Interferon-alpha (PEG-IFN-alpha) ein. Beim ersten Staging im April 2003 wurde eine Remission aller Filiae verzeichnet, die insgesamt über 12 Monate stabilisiert werden konnte. Zwei Monate nach Beginn der Therapie klagte die Patientin erstmals über Kurzatmigkeit, und im CT der Lunge wurde der Verdacht auf ein pneumonisches Infiltrat geäußert. Eine internistische Abklärung ergab allerdings keinen Anhalt für eine Pneumonie. Sechs Monate nach Beginn der Interferon-Behandlung klagte die Patientin über weißlich-blaue Verfärbungen der Fingerendglieder, kalte Hände, Husten, Dyspnoe und Thoraxschmerzen bei Kälte, Gelenkbeschwerden und Mundtrockenheit. Parallel dazu wurde im CT der Verdacht auf eine Lungenfibrose des Lungenmantels geäußert. Die antinukleären Antikörper (ANA) im Serum waren mit 1:2560 bei granulärem Verteilungsmuster erhöht. Bis auf Jo1-Antikörper (Histidyl-tRNA-Synthetase) wurden keine weiteren spezifischen Antikörper nachgewiesen. Insbesondere die Scl-70 (DNA-Topoisomerase)-Antikörper waren negativ. Aufgrund der klinischen Symptomatik, des erhöhten ANA-Titers und der nachgewiesenen Lungenfibrose wurde die Diagnose einer systemischen Sklerodermie gestellt. Nach alleinigem Absetzen des PEG-IFN-alpha waren sowohl die pulmonale Symptomatik als auch die Veränderungen im CT der Lunge vollständig reversibel, so dass – auch im Hinblick auf die maligne Grunderkrankung – auf eine immunsuppressive Therapie verzichtet werden konnte. Lediglich der erhöhte ANA-Titer, der allerdings bereits vor Beginn der Interferon-Therapie bekannt war, blieb auch weiterhin bestehen. Dieser Fall demonstriert die Möglichkeit der Auslösung einer Autoimmunerkrankung unter Behandlung mit IFN-alpha bei bestehender Prädisposition sowie deren Reversibilität nach Absetzen des Interferons.