Z Gastroenterol 2004; 42 - P299
DOI: 10.1055/s-2004-831753

Therapie der Lamivudin-resistenten Hepatitis B: Ein Vergleich zwischen Adefovir und Tenofovir

F van Bömmel 1, T Wünsche 2, S Mauss 3, P Reinke 4, A Bergk 1, D Schürmann 2, B Wiedenmann 1, U Hopf 1, T Berg 1
  • 1Charité, Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Med. Klinik m.S. Hepatologie und Gastroenterologie
  • 2Charité Campus Virchow Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Medizinischen Klinik m. S. Infektiologie
  • 3Privat
  • 4Charité Campus Virchow-Klinikum, Universitätsmedizin Berlin, Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin

Hintergrund: Für die Behandlung der Wildtyp und der Lamivudin-resistenten Hepatitis B Virus (HBV) Infektion ist seit kurzem das Nukleotid-Analogon Adefovir Dipivoxil zugelassen. Tenofovir Disoproxil Fumarat, eine Substanz mit eng verwandter molekularer Struktur, wird erfolgreich in der HIV-Therapie eingesetzt und besitzt ebenfalls antivirale Aktivität gegen HBV, wie bei HIV-HBV-koinfizierten Patienten gezeigt werden konnte. Methoden: Adefovir und Tenofivir wurden bezüglich ihrer Wirksamkeit bei 53 Patienten mit hoch-replikativer (>6 log10 Kopien/mL) Lamivudin-resistenter HBV Infektion verglichen. Bei allen Patienten erfolgte der genotypische Nachweis der Lamivudin-Resistenz. 35 Patienten erhielten Tenofovir in einer Dosierung von 300mg über 36–100 Wochen und 18 Patienten Adefovir (10mg über 36–48 Wochen). HBV-DNA Konzentrationen im Serum wurden kontinuierlich über 36 Wochen gemessen. Die frühe Viruskinetik wurde anhand von zwei Subgruppen mit jeweils fünf Patienten ermittelt.

Ergebnis: Bei allen Tenofovir-behandelten Patienten kam es zu einer raschen und effektiven Suppression der HBV-DNA innerhalb weniger Wochen. Dieser Effekt war unabhängig davon, ob die Patienten HIV-koinfiziert waren oder eine immunsuppressive Therapie nach Nierentransplantation erhielten. Im Gegensatz dazu zeigten sich bei den Adefovir-behandelten Patienten deutliche individuelle Unterschiede im HBV-DNA Abfall. Zur Woche 36 zeigten 17% der Patienten eine Abnahme der HBV-DNA von ≤ 1 log10, 22% von 1–3 log10 und 61% von >3 log10 Kopien/ml. Eine Suppression der HBV DNA auf Werte unter 105 Kopien/mL konnte bei 100% in der Tenofovir-Gruppe und bei 53% in der Adefovir-Gruppe erzielt werden (p=0.001). Die mittlere Reduktion der HBV DNA betrug in der Tenofovir-Gruppe –5,4 log10 Kopien/ml und in der Adefovir-Gruppe –3,0 log10 Kopien/ml. Hinweise für eine Tenofovir-Resistenz ergaben sich im Langzeitverlauf (bis zu 100 Wochen) nicht.

Zusammenfassung: Tenofovir zeigt in der verabreichten Dosierung eine stärkere antivirale Wirksamkeit als Adefovir und könnte eine interessant Alternative für die Behandlung von Patienten mit Lamivudin-resistenter HBV-Infektion werden.