Z Gastroenterol 2004; 42 - P132
DOI: 10.1055/s-2004-831586

Expression und Funktion von Histaminrezeptoren in menschlichem Darmgewebe von Gesunden und Nahrungsmittelallergikern

LE Sander 1, A Lorentz 1, J Klempnauer 2, MP Manns 1, SC Bischoff 1
  • 1Abteilung für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 2Abteilung für Visceral- und Transplantationschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Histamin wirkt über vier bekannte Rezeptoren und wird im Darm besonders mit Motilität und Sekretion in Verbindung gebracht. Die meisten Daten stammen allerdings aus Tiermodellen. In der vorliegenden Studie haben wir erstmals die Expression der vier bekannten Histaminrezeptoren (H1R – H4R) in verschiedenen Abschnitten des menschlichen Darmtraktes untersucht. Außerdem haben wir den Einfluss von Histamin auf die mukosale Produktion von Zytokinen analysiert. Material und Methoden: Die mRNA Expression für die HR in menschlichem Darmgewebe (Mukosa und Muskularis aus OP-Resektaten), wurde mittels quantitativer RT-PCR gemessen. Weiterhin wurden Schleimhautbiopsien von 34 Patienten (20 mit manifester Nahrungsmittelallergie und 14 gesunde Kontrollen) untersucht. Lamina propria mononukleäre Zellen (LPMC) wurden aus OP-Resektaten isoliert und in An- oder Abwesenheit von Histamin bzw. HR-Antagonisten kultiviert. Die Freisetzung von TNF-alpha wurde durch Stimulation der Zellen mit LPS induziert und anschließend mittels ELISA gemessen. Die Zytokin mRNA wurde mit RT-PCR detektiert. Ergebnisse: Die Expression von H1R, H2R und H4R konnte im menschlichem Darm nachgewiesen werden, während H3R in >90% der Proben nicht gefunden wurde. Die Expression von H2R und H4R war in der Mukosa stärker ausgeprägt als in der Muskularis. Patienten mit Nahrungsmittelallergie zeigten im Vergleich zu Gesunden eine deutlich erhöhte Expression von H1R und H2R mRNA in der Mukosa, sowohl im terminalen Ileum als auch im Zökum und Rektum. In vitro hemmte Histamin dosisabhängig die Freisetzung von TNF-alpha aus LPMCs. Der H2R-Blocker Ranitidin hob diesen Effekt auf, nicht dagegen Pyrilamin, ein H1R-Blocker, was eine hemmende Wirkung des H2R nahelegt. IL–6 wurde durch den Zusatz von Histamin zur Kultur induziert, während die Expression von IL–4 nicht beeinflusst wurde. Zusammenfassung: H1R, H2R und H4R werden im humanen Darm exprimiert und bei Nahrungsmittelallergikern ist die Expression von H1R und H2R deutlich erhöht. Neben seiner zentralen Rolle als Entzündungsmediator bei allergischen Erkrankungen scheint Histamin auch eine immunmodulatorische Funktion in der Darmmukosa zu haben.