Z Gastroenterol 2004; 42 - P049
DOI: 10.1055/s-2004-831503

Die Schwere gastroenterologischer und hepatologischer Erkrankungen: ein Vergleich von Patienten mit Leberzirrhose und Funktioneller Dyspepsie

S Haag 1, W Häuser 2, S Tagay 1, M Langkafel 1, D Grandt 2, U Braun-Lang 3, G Heuft 4, W Senf 1, G Holtmann 3
  • 1Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Essen
  • 2Klinik für Innere Medizin, Klinikum Saarbrücken
  • 3Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie
  • 4Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie, Universitätsklinikum Münster

Hintergrund: Die Einschränkung der Gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQOL) wird als wichtiger Parameter zur Bestimmung der Schwere einer Erkrankung angesehen. Ziel der Studie war es bei Patienten mit Funktioneller Dyspepsie (FD) und Leberzirrhose zu untersuchen, ob die HRQOL mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist.

Methoden: 100 konsekutive Patienten mit Funktioneller Dyspepsie und 195 Patienten mit chronischen Lebererkrankungen (CLD) aus zwei tertiären Zentren wurden untersucht. FD wurde basierend auf den Rom-II Kriterien diagnostiziert; CLD wurden klinisch diagnostiziert und der zirrhotische Leberumbau histologisch bestätigt (53.6% mit Zirrhose, 21.4% Child A, 14.8% Child B, 17.3% Child C). Der Short Form Health Survey (SF–36) zur Erfassung der HRQOL, und die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) zur Erfassung von Depressivität und Ängstlichkeit wurden eingesetzt.

Ergebnisse: FD Patienten wiesen signifikant höhere Angst-Scores als CLD Patienten (9.6±2.6 vs. 7.0±4.7, p<0.0001) auf. Ein signifikanter Gruppenunterschied hinsichtlich Depressivität fand sich nicht. Es fanden sich keine unterschiedlichen Depressions-Scores. FD Patienten hatten wie erwartet eine bessere körperliche Funktionsfähigkeit (75.8±21.8 vs. 59.5±29.7, p<0.0001), aber einen deutlich höheren Schmerzscore als CLD Patienten (39.5±24.0 vs. 56.1±31.5, p<0.0001). Die soziale Funktionsfähigkeit (56.6±26.7 vs. 67.0±30.4, p<0.004) und das psychische Wohlbefinden (52.3±19.4 vs. 61.7±21.7, p<0.0001) waren bei FD im Vergleich zu CLD Patienten deutlich reduziert. Die psychische Summenskala war bei FD verglichen mit CLD Patienten reduziert (38.8±11.8 vs. 43.0±12.1, p<0.0007). Darüber hinaus waren einige dieser Scores im Vergleich von FD zu präterminal Lebererkrankten Child C Patienten deutlich reduziert. Die Unterschiede blieben auch nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Angst, sowie Depression erhalten.

Zusammenfassung: Patienten mit FD, die an einem tertiären Versorgungszentrum behandelt werden, weisen eine extrem reduzierte HRQOL als Ausdruck der Schwere der Erkrankung auf. Das Ausmaß der Beeinträchtigung ist vergleichbar mit dem bei Patienten mit präterminaler Leberzirrhose.