Z Gastroenterol 2004; 42 - P030
DOI: 10.1055/s-2004-831484

Das Phytotherapeutikum STW 5 (Iberogast®) und seine Einzelextrakte modulieren Amplitude und Frequenz der „slow-waves“ am Dünndarm

M Storr 1, A Sibaev 1, D Weiser 2, O Kelber 2, B Göke 1, J Schirra 1, HD Allescher 3
  • 1Medizinische Klinik II, Klinikum Großhadern, Universität München (LMU)
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH
  • 3Klinikum Garmisch-Partenkirchen

Hintergrund: STW 5 ist ein Phytotherapeutikum, das sich aus Extrakten 9 verschiedener Pflanzen zusammensetzt. Iberogast wird in Deutschland zur Behandlung von Dyspepsie eingesetzt. Die möglichen Mechanismen, die den therapeutischen Effekt bewirken, sind bisher nur teilweise bekannt. Ziel: Das Ziel der vorliegenden Studie war es, zu untersuchen, ob Iberogast und die einzelnen verwendeten Pflanzenextrakte elektrophysiologische Parameter (Ruhemembranpotential (RMP), slow-wave Rhythmus) der Zirkulärmuskulatur des Dünndarms beeinflussen. Methoden: Membranpotentiale von glatten Muskelzellen der Zirkulärmuskulatur des Ileum der Maus wurden mittels Mikroelektroden intrazellulär abgeleitet. Nach Dissektion der Mukosa wurde das Ileum, mit der Zirkulärmuskulatur oben liegend, in einem Organbad platziert und eine Muskelzelle wurde mit einer Mikroelektrode punktiert. Das RMP und die Amplituden der slow waves (mV) sowie deren Frequenz wurden unter Ruhebedingungen und in Anwesenheit der verschiedenen Pflanzenextrakte aufgezeichnet. Ergebnisse: Das RMP der glatten Muskelzellen lag bei 59+1.3mv. In Anwesenheit von Iberogast wurde das RMP signifikant depolarisiert (–9.8+2.6mv). Dieser depolarisierende Effekt wurde im wesentlichen durch die Extrakte von Angelicae radix und Chelidonii herba verursacht. Die Ruhefrequenz der slow waves lag bei 39.5+1.4min–1 und die Amplitude bei 23.1+0.9mv. STW 5 reduzierte sowohl die Amplitude als auch die Frequenz (11.2+1.1mv; 32.9+2.5min–1). Dieser Effekt entsprach dem kumulativen Effekt der 9 Einzelextrakte. Während der Extrakt von Angelicae radix die slow wave Aktivität komplett aufhob, steigerte der Frischpflanzenextrakt von Iberis amara totalis Frequenz und Amplitude, reduzierte der Extrakt von Chelidonii herba Frequenz und Amplitude. Ohne signifikanten Effekt blieben Liquiritae radix, Carvi fructus und Melissae folium. Schlussfolgerung: STW 5 (Iberogast®) verändert RMP und slow wave Rhythmus der Zirkulärmuskulatur des Dünndarms. Dieser Effekt entspricht einem kumulativen Effekt der Einzelextrakte dieses Phytotherapeutikums und belegt, dass Mehrfachkombinationen durch additive und synergistische Effekte Vorteile bei der Therapie von funktionellen Erkrankungen bieten können.