Z Gastroenterol 2004; 42 - P018
DOI: 10.1055/s-2004-831472

Ösophagusmotilität bei Patienten mit milder Refluxkrankheit–Mehr Informationen durch kombinierte Impedanzometrie und Manometrie?

R Winograd 1, GR Domingues 1, F Lammert 1, J Silny 2, S Matern 1, HN Nguyen 1
  • 1Medizinische Klinik III RWTH Aachen
  • 2Helmholtz-Institut RWTH Aachen

Einleitung: Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) haben häufig eine gestörte Ösophagusmotilität. Abnormale Kontraktilität des tubulären Ösophagus, reduzierte Clearancefunktion und inadäquate Funktion des unteren Ösophagussphinkters sind an der multifaktoriellen Genese der Refluxkrankheit beteiligt. Dies konnte für die schwere Refluxösophagitis gezeigt werden. Mittels kombinierter Impedanzometrie und Manometrie (CIM) wurde daher untersucht, ob auch bei milder Refluxkrankheit Funktionsstörungen des Ösophagus erkennbar sind.

Methode: Die Ösophagusmotilität wurde bei 25 Patienten mit nicht erosiver (NERD) und erosiver Refluxkrankheit (ERD, Savary-Miller I°-II°) im Vergleich zu 25 gesunden Probanden untersucht. Mittels eines speziell angefertigten Katheters wurde simultan impedanzometrisch Bolustransport und manometrisch kontraktile Aktivität des tubulären Ösophagus nach Applikation von flüssigen Boli (NaCl 0,9%) und semisoliden Boli (Joghurt) aufgezeichnet.

Ergebnisse: 1. Patienten mit milder Refluxkrankheit zeigen einen signfikant langsameren Bolustransport als gesunde Probanden (3,6±0,1 vs. 4,0±0,1 cm/s, p<0,01). 2. Während bei Probanden keine pathologischen Transportmuster auftreten, sind bei Patienten 9% aller Schluckakte für flüssige Boli und 21% aller Schluckakte für semisolide Boli pathologisch. Neben dem physiologischen Transportmuster können 3 charakteristische Muster unterschieden werden: (a) Transportversagen, (b) verzögerter Transport, (c) komplexer Transport. 3. Patienten haben einen signifikant erhöhten Impedanzgradienten als Zeichen einer gestörten Clearancefunktion des tubulären Ösophagus (740±78 vs. 482±38 Ohm, p<0,01). 4. Patienten zeigen häufiger als Probanden einen mit dem Schluckakt assoziierten gastroösophagealen Reflux.

Schlussfolgerung: Bereits bei Patienten mit milder Refluxkrankheit (NERD oder ERD I°-II°) ermöglicht die CIM, Funktionsstörungen des Ösophagus, die sowohl Bolustransport, Clearancefunktion als auch das Auftreten von Refluxereignissen betreffen können, zu detektieren. Der differenzierte Nachweis von Motilitätsstörungen des Ösophagus könnte somit ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Differenzialtherapie der GERD sein.