Z Gastroenterol 2004; 42 - P015
DOI: 10.1055/s-2004-831469

Primäre Aktinomykose der Leber

HU Jahn 1, M Stein 2, W Güthoff 1, HJC Wenisch 2, J Hierholzer 3, H Lobeck 4, T Weinke 1
  • 1Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Medizinische Klinik
  • 2Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Chirurgische Klinik
  • 3Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Diagn. u. Interv. Radiologie
  • 4Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Institut für Pathologie

Einleitung: Die Aktinomykose ist eine endogene Mischinfektion, deren Infektionsweg durch Invasion über Gewebsläsionen überwiegend per continuitatem aber auch hämatogen erfolgt. Unter anaeroben Bedingungen bildet sich ein entzündliches Granulationsgewebe, das zur Abszessbildung neigt. Die Hauptmanifestation ist zervikofazial. Ein isolierter Organbefall der Bauchhöhle ist seltener und tritt am ehesten als ascendierende vaginale Infektion auf. Im Folgenden wird der seltene Fall einer primären Aktinomykose der Leber vorgestellt.

Kasustik: Eine 44-jährige Patientin wurde wegen AZ-Verschlechterung, Gewichtsabnahme >20kg, Fieber und Nachtschweiß mit V.a. auf eine Tumorerkrankung eingewiesen. CT und MRT des Abdomens zeigten hypodense Leberherde in beiden Leberlappen, welche als Metastasen interpretiert wurden bei sonst unauffälligem Befund. In CT-Thorax, Mammographie, Koloskopie und Gastroskopie wurde kein Primarius gefunden. Sputum-, Stuhl- und Blutkulturuntersuchungen blieben ohne Befund. Infektionen wie HIV, CMV, EBV, Chlamydien, Mykoplasmen oder Amöben wurden ausgeschlossen. Die Leberbiopsie ergab histologisch und immunhistochemisch keinen Hinweis auf eine Neoplasie. Auch in der Laparoskopie (mit Leberbiopsie) gelang keine ätiologische Klärung. Daher erfolgte eine Laparotomie. Die Leber erschien in den Segmenten I-IV induriert bei unauffälligen Segmenten V-VIII. Nachdem auch ein vergrößerter Hiluslymphknoten im Schnellschnitt tumorfrei war, erfolgte eine erweiterte Hemihepatektomie links. Histologisch zeigten sich multiple Abszesse, in deren Zentrum drusenartige Hämatoxylin-positive Stäbchenbakterien nachgewiesen werden konnten, die die Diagnose einer multifokalen Aktinomykose ergaben. Die Patienten erholte sich postoperativ schnell und es wurde eine Therapie mit 2×10 Mega Penicillin G i.v. für 6 Wochen begonnen, die anschließend mit 4,5 Mega Phenoxymethylpenicillin p.o. für ein Jahr fortgeführt wurde. Die Patientin befindet sich seitdem in Remission.

Zusammenfassung: Dieser Fall beschreibt eine isolierte Aktinomykose der Leber als seltene Differentialdiagnose eines Lebertumors. Auch in der Literatur wird diese Diagnose meist erst mit Hilfe pathohistologischer Untersuchungen am operativ extirpierten Organpräparat gestellt.