Z Gastroenterol 2004; 42 - P013
DOI: 10.1055/s-2004-831467

Fäkales Calprotectin – ein Screeningmarker für infektiöse Diarrhoen? Erste Ergebnisse einer monozentrischen prospektiven Studie

S Schirrmacher 1, D Bergis 2, V Schäfer 3, WF Caspary 2, J Stein 2
  • 1Medizinische Klinik II, Abteilung für Gastroenterologie, Pulmonologie und Klinische Ernährung, Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • 2Medizinische Klinik II, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • 3Institut für Medizinische Mikrobiologie, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt

Einleitung: Der zeitgerechte Nachweis einer infektiösen Genese einer akuten Diarrhoe stellt bis heute eine diagnostische Herausforderung dar. Mittlerweile existieren außer der klassischen Stuhlkultur zum Nachweis pathogener Keime eine Vielzahl von immunologischen und/oder molekulargenetischen Testsystemen zur Diagnostik von zum Teil in der Kultur nicht nachweisbaren Keimen. Ein schnell verfügbaren Testsystem, um das Risiko einer infektiösen Diarrhoe abschätzen zu können, gibt es aber bisher nicht.

Methodik: Im Rahmen einer prospektiven blinden monzentrischen Studie wurden Stuhlproben von 88 Patienten untersucht, deren Proben zur Abklärung einer infektiösen Genese der akuten Diarrhoe mikrobiologisch aufgearbeitet wurden Neben einer klassischen Stuhlkultur sowie einem Antigennachweis auf Clostridium difficile Toxin wurde aus den Proben fäkales Calprotectin mittels eines monoklonalen Immunoassays bestimmt (MRP 8/14).

Ergebnisse: Bei 53 Patienten wurde in der Stuhlkultur ein pathogener Keim nachgewiesen bzw. Clostridium difficile Antigen. (46 Clostridium difficile, 3 Campylobacter jejuni, 1 Campylobacter coli, 1 Salmonella arechavaleta, 1 Yersinia entercolitica, 1 Shigella flexneri). Bei 35 Patienten fand sich kein Keimnachweis als Ursache der Diarrhoe. Ein positiver Calprotectinwert fand sich bei 44 Patienten mit infektiöser Genese (83,02%). Bei 7 Patienten mit Clostridium difficile Nachwies (15%) fiel der Test auf fäkales Calprotectin negativ aus. Die Sensitivität des fäkalen Calprotectin-Tests in der Erkennung einer akuten infektiösen Diarrhoe lag bei 83,02%, die Spezifität bei 91,43%, der negative prädiktive Vorhersagewert bei 78,05% und der positive prädiktive Vorhersagewert bei 93,62%.

Schlussfolgerung: Diese ersten Daten zeigen somit, dass fäkales Calprotectin sich als Screeningparameter für eine infektiöse Diarrhoe eignet. Eine differentialdiagnostische Abklärung hinsichtlich anderer entzündlicher und/oder neoplastischer Schleimhautschäden ist aber mit diesem Test nicht möglich, da sowohl bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen als auch kolorektalen Neoplasien erhöhte Calprotectinwerte im Stuhl nachgewiesen werden.