Z Gastroenterol 2004; 42 - P009
DOI: 10.1055/s-2004-831463

Prospektive Untersuchung zur renalen Beteiligung bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen

J Egert 1, T Sitter 1, S Endres 2, U Schiemann 1, HP Török 1, J Glas 1, J Siveke 3, C Folwaczny 1
  • 1Medizinische Poliklinik, Innenstadt, Ludwig-Maximilians Universität München
  • 2Abteilung für Klinische Pharmakologie, Innenstadt, Klinikum der Universität München, München
  • 3II. Medizinische Klinik, Klinikum r.d. Isar, TU München

Hintergrund: Interstitielle Nephritiden wurden als mögliche extraintestinale Manifestation chronisch entzündlicher Darmerkrankungen beschrieben (Gastroenterology 2002, 123: 1436–1440), wobei ein Teil dieser Fälle aber möglicherweise auf die Einnahme von 5-Aminosalizylsäure (5-ASA) Präparaten zurückzuführen ist. Die meisten dieser Beobachtungen sind allerdings in Form von Kasuistiken veröffentlicht, d.h. es existieren kaum prospektive Untersuchungen zu dieser Fragestellung.

Methoden: 55 Patienten (37 M. Crohn, 18 Colitis ulcerosa) wurden in die Studie eingeschlossen. Das Alter der Patienten betrug im Mittel 41 Jahre und die Geschlechtsverteilung war anteilig gleich. Es wurde die Kreatinin-Clearance mit Hilfe der Formel nach Cockcroft ([140-Alter]*KG)/(Serum-Kreatinin*72), bei männlichen Patienten: *0,85)) errechnet. Außerdem wurde bei jedem Patienten eine mikroskopische Urinuntersuchung und eine elektrophoretische Untersuchung des Urins hinsichtlich der Exkretion niedermolekularer Proteine, die als sensitiver Indikator einer interstitiellen Nephritis gelten, durchgeführt.

Ergebnisse: 36 Patienten nahmen 5-ASA Präparate (Mesalazin) als dauerhafte Medikation ein und wiesen eine Kreatinin-Clearance von im Mittel 96,4ml/min (SD: 34,4) auf. Patienten ohne 5-ASA Medikation hatten im Mittel eine Kreatinin-Clearance von 101,3ml/min (SD: 24,6). 28 der 55 Patienten wurden mit Glukokortikosteroiden behandelt. Im Gruppenvergleich war hier ebenfalls kein Unterschied der Kreatinin-Clearance festzustellen. Hinweise für eine interstitielle Nephritis ergaben sich in keinem Fall.

Schlussfolgerung: Die genaue Inzidenz und eine eventuelle Dosisabhängigkeit der nephrotoxischen Nebenwirkungen bei Langzeittherapie mit 5-ASA Präparaten ist nicht bekannt. Einige Kasuistiken berichten über eine reduzierte Nierenfunktion in direkter Koinzidenz mit der Einnahme von 5-ASA Präparaten. Möglicherweise wird das Risiko der Entwicklung nephrotoxischer Nebenwirkungen von 5-Aminosalizylsäure in der Langzeittherapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen jedoch überschätzt.