Z Gastroenterol 2004; 42 - P007
DOI: 10.1055/s-2004-831461

Korrelation des remissionserhaltenden Effekts von Purinanaloga bei M. Crohn und Colitis ulcerosa mit der Granulozytenzahl, jedoch nicht mit dem MCV-Wert

J Glas 1, HP Török 1, J Daczo 1, AJ König 2, V Beynon 1, C Folwaczny 1
  • 1Medizinische Poliklinik, Innenstadt, Ludwig-Maximilians Universität München
  • 2Medizinische Klinik, Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität München

Einleitung: Es existieren bisher keine zuverlässigen Laborparameter, die den remmissionserhaltenden Effekt von Purinanaloga bei M. Crohn und Colitis ulcerosa vorhersagen. Der optimale Zeitpunkt für die Bestimmung der Thiopurinmethyltransferase (TPMT) ist noch unklar. Deren Aktivität kann außerdem durch die Comedikation beeinflusst werden. Die Bestimmung der TPMT-Aktivität oder der erythrozytären 6-Thioguaninspiegel sind aufwendig. Die Wertigkeit einer knapp unterhalb der Norm liegenden Granulozytenzahl wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Neuere Studien (Gut 2002; 58: 485–9) beschreiben, dass ein Anstieg des MCV-Werts (D-MCV) um mehr als 9 fl mit der remissionserhaltenden Wirkung von Purinanaloga korreliert sei.

Methode: 103 Patienten mit M. Crohn und 120 Patienten mit C. ulcerosa wurden in die retrospektive Erhebung eingeschlossen. Es wurden folgende Parameter erfasst: Befallsmuster, extraintestinale Manifestationen, klinischer Phänotyp des M. Crohn, Indikation der Therapie mit Purinanaloga, Zahl der Patienten, die unter Purinanaloga in Remission gelangten, Dauer der Remission und der Behandlung mit Purinanaloga, Zahl der Rezidive unter Therapie und nach Beendigung der Therapie mit Purinanaloga, Einfluss der Purinanaloga auf postoperative Rezidive bei M. Crohn, Nebenwirkungen der Therapie und Comedikation (Glukokortikosteroide).

Ergebnisse: Patienten mit M. Crohn, die unter Purinanaloga in Remission gelangten, wiesen im Vergleich zu Patienten, die nicht in Remission gelangten, signifikant niedrigere Granulozytenzahlen auf (7,3±0,3 vs. 3.9±0.2×103/ml; p=0.009). Eine niedrigere Granulozytenzahl wurde auch bei Patienten mit C. ulcerosa, die unter Therapie mit 6-Mercaptopurin oder Azathoprin in Remission gelangten, gefunden (6,9±0,2 vs. 4.2±0.1×103/ml; p=0.004). Die MCV und D-MCV-Werte waren weder bei M. Crohn noch bei Colitis ulcerosa mit dem Ansprechen auf die Therapie mit Purinanaloga korreliert.

Diskussion: Möglicherweise stellt die Beobachtung der Granulozytenzahl ein praktikables Verfahren zur optimalen Dosierung von Purinanaloga dar, wobei eine Neutropenie nicht anzustreben ist. Diese Befunde sollten durch prospektive Studien überprüft werden, um einen geeigneten Grenzwert der Granulozytenzahl zu ermitteln.