Z Gastroenterol 2004; 42 - P006
DOI: 10.1055/s-2004-831460

In das Duodenum penetrierendes Aortenaneurysma als seltene Ursache einer oberen gastrointestinalen Blutung

HU Jahn 1, F Jopke 1, C Sogalla 2, H Lobeck 2, T Weinke 1
  • 1Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Medizinische Klinik
  • 2Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam, Institut für Pathologie

Mit der Notfallendoskopie lassen sich obere GI- Blutungen meistens diagnostizieren und therapieren. Wir berichten über ein exulzerierendes Aortenaneurysma, das zu einer letalen Blutung in das Duodenum führte.

Kasuistik: Ein 70-jähriger Patient wurde wegen Synkopen eingewiesen. Die Diagnostik erbrachte eine generalisierte Arteriosklerose und einen toxischen Leberschaden. Bei leichter Anämie und B-II Op vor >10J. waren Gastroskopie und Koloskopie o. B.. Im Verlauf trat eine Hämatemesis auf. Notfallgastroskopisch zeigte sich eine Sickerblutung aus einer tiefen Mallory-Weiß-Läsion, in die eine prominente aus dem Magen hochziehende Vene mündete. Zu- und abführende Schlingen wiesen keine Blutungszeichen auf. Mit Fibrin konnte die Blutung gestillt werden. Nach Transfusion von 6 Erythrozytenkonzentraten (EK) blieb das Blutbild (BB) stabil. Endoskopisch wies die rissförmige Läsion eine gute Abheilungstendenz auf. 4 Tage später trat erneut Hämatemesis auf. Gastroskopisch war bei blutgefülltem Restmagen keine aktive Blutung oder Blutungsquelle zu sehen. Die Kontrolle zeigte hämatinisierte Magenschleimhaut und koagelbelegte Dünndarmschlingen ohne aktive Blutung. Nach Transfusion von 2 Ek blieben die engmaschigen BB-kontrollen stabil. 24 Stunden nach dem 2. Akutereignis und 1 Stunde nach dem letzten BB wurde der Patient tot im Bett gefunden.

Die Obduktion ergab in der zuführenden Schlinge 18 cm von der Anastomose auf einer Vorwölbung in das Lumen ein penetrierendes Ulcus. Peritoneal davon lag die Aorta, und nach deren Eröffnung zeigte sich ein großes Koagel in einer aneurysmatischen Aussackung. Darunter zeigte sich eine ca. 1 cm große Penetration der Aortenwand in das darüberliegende Duodenum. Restmagen und Darmschlingen waren mit Blut gefüllt, so dass der Patient bei penetriertem Aortenaneurysma im hämorrhagischen Schock verstorben ist. Die initial durchgeführte Oberbauchsonographie erlaubte bei Luftüberlagerung keine Beurteilung der großen Abdominalgefäße. Ein geplantes CT zum Tumorausschluss wurde 2 x wegen der akuten Blutungen verschoben. Durch die Distanz von 18 cm zwischen der Perforationsstelle und der Anastomose innerhalb der zuführenden Schlinge war das Ulkus endoskopisch nicht erreicht worden.