Pneumologie 2004; 58(10): 743-744
DOI: 10.1055/s-2004-830104
Laudatio
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Robert Loddenkemper zum 65. Geburtstag

Robert Loddenkemper on the Occassion of his 65th BirthdayN.  Konietzko
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Publication Date:
07 October 2004 (online)

Am 21. Oktober 2004 begeht Robert Loddenkemper seinen 65. Geburtstag. Gelassen kann er sich an diesem seinem Ehrentag zurücklehnen und auf sechseinhalb Jahrzehnte eines bewegten, erfüllten und erfolgreichen Lebens zurückblicken. Fast alles, was er sich vorgenommen hat, privat wie beruflich, hat er erreicht. Weltweit ist er heute einer der Großen seines Faches, von Kollegen geachtet und von Patienten verehrt. Er zählt zu den „global players” der Pneumologie, ist einer ihrer raren Führungspersönlichkeiten.

Prof. Dr. med. Robert Loddenkemper mit Frau Beate bei der Preisverleihung durch Yves Sibille, Präsident ELF.

Da drängt sich die Frage auf: Was zeichnet einen Mann wie Robert Loddenkemper aus, dass man ihm derlei vielfältige Aufgaben zutraut und anträgt, und was befähigt ihn, sie zu meistern? Wie schafft er es, jeder Rolle gerecht zu werden? Was ist das Geheimnis seines Erfolges?

Vielleicht hat Yves Sibille, Präsident der „European Lung Foundation”, die Antwort: Als Robert Loddenkemper jüngst während des Jahreskongresses der „European Respiratory Society” in Glasgow der Preis der „European Lung Foundation” verliehen wurde - dort entstand auch das obige Foto - würdigte Yves Sibille die außerordentlichen Verdienste des Preisträgers um die Pneumologie im Allgemeinen und um Konzeption und Koordination des kürzlich erschienenen „European Lung White Book” im besonderen. In seiner Laudatio begründete er den ungewöhnlichen beruflichen Erfolg von Robert Loddenkemper mit seiner sportlichen Einstellung: Mit der Lust am Spiel, der Freude am Kampf, aber auch seinem Verständnis von „fair play” und seinem ausgeprägten Teamgeist. Das ist sicher richtig, fraglos ist Robert Loddenkemper ein Teamplayer, sein Sportsgeist ist Teil seines Erfolgs, auch im Berufsleben. Hockey und Tennis gehörten und gehören zum Alltag der Familie Loddenkemper. Bis in die deutsche Nationalmannschaft der Hockey-Junioren hat er es geschafft und heute noch steht er sonntags, wann immer möglich, auf dem Tennisplatz. Strategisches Denken, Geradlinigkeit und konsequentes Handeln, im Sport spielerisch erlernt, kamen ihm bei der Durchsetzung seiner beruflichen Ziele zu Passe.

Indes, sportliche Einstellung und strategisches Denken allein erklären noch nicht alles: Zum Sport gehört auch der Kampf, der Wettkampf mit anderen, und zum erfolgreichen Sportler gehört der Siegeswille. Dieser Wille zum Erfolg ist es, der Robert Loddenkemper in besonderen Maß auszeichnet. Er verliert nicht gern, aber ihn treibt nicht der Ehrgeiz des Sportlers, der unbedingt siegen will, sondern die Entschlossenheit, sich für eine Sache vorbehaltlos einzusetzen und sie erfolgreich zu Ende zu bringen.

Geboren als Sohn eines Arztehepaares in Bad Kudova in Schlesien - vormals dem Deutschen Reich zugehörig, heute Polen - und in einem Arzthaushalt aufgewachsen, stand für Robert Loddenkemper der zukünftige Beruf früh fest, lange vor dem Abitur am Gymnasium in Düsseldorf-Oberkassel im Jahre 1958. Nach dem Medizinstudium in Freiburg im Breisgau, in Berlin - an der Freien Universität - und wieder in Freiburg im Breisgau legte er 1964 an der dortigen Albert-Ludwig-Universität die Ärztliche Prüfung ab, gemeinsam mit Beate Horster, seiner späteren Frau. Im gleichen Jahr promovierte er mit einem kardiologischen Thema, bei dem es um die Bewertung einer Methode ging, die uns heute recht heroisch anmutet: die interkostale Punktion des linken Ventrikels im Rahmen des Linksherzkatheterismus.

Nach Lehr- und Wanderjahren an Berliner Kliniken kam Robert Loddenkemper 1967 an die Lungenklinik Heckeshorn. Dort fand er zu seiner großen Passion, der Lunge und der Lehre von ihren Erkrankungen, der Pneumologie. Auch begegnete er dort zwei großen Ärzten, Professor Radenbach und Professor Brandt, charismatische Persönlichkeiten beide und begeisterte Lehrer. Sie machten ihn mit der ganzen Fülle des Faches vertraut, zeigten ihm aber auch seine methodischen Probleme und Grenzen. Prägend waren auch das Fellowship an der University of Illinois in Chicago in den geschichtsträchtigen Jahren 1968/9 und die Begegnung mit unserem gemeinsamen akademischen Lehrer und späteren väterlichen Freund, Professor Robert Carton.

Wieder zurück in Deutschland, komplettierte er seine internistische Weiterbildung am Klinikum Westend der Freien Universität Berlin bei Professor Freiherr von Kreß. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in der Intensivmedizin bei Professor Neuhaus, einem Pionier dieser in Deutschland damals noch neuen Disziplin. Zurück in Heckeshorn ging es zügig und geradlinig weiter: 1978 Oberarzt der Diagnostischen Abteilung, 1983 Habilitation, im gleichen Jahr auch Chefarzt der Inneren, die 1990 in Pneumologische Abteilung II umbenannt wurde und 1988 Ernennung zum Apl. Professor.

Das wissenschaftliche Oeuvre von Robert Loddenkemper umfasst über 140 Artikel in nationalen und internationalen Journalen, wenn man nur die Peer Review-Veröffentlichungen zählt. International ist er gefragt als Verfasser von Editorials und Übersichtsarbeiten. Mehr als 76 Bücher oder Buchbeiträge stammen aus seiner Feder. Sein wissenschaftliches Interesse ist breit gefächert und reicht von den Erkrankungen der Pleura, der Endoskopie, dem Lungenkrebs, der Sarkoidose bis zur Tuberkulose. In „Sachen Thorakoskopie” ist er die unumstrittene Weltkoryphäe.

Schon früh engagierte sich Robert Loddenkemper in hochschulpolitischen Gremien, war in der ersten Hälfte der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts Mitglied des Medizinischen Fachbereichs der Freien Universität Berlin und intensiv befasst mit der Neustrukturierung des Medizinstudiums. Mehr und mehr übertrug er sein Interesse und seine Arbeit auf die Berufs- und Standespolitik. In den frühen 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde er zur zentralen Figur in der deutschen Pneumologie. Sein Name steht für den Neubeginn der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie” (DGP), aber auch einer neuen Qualität der Zusammenarbeit von wissenschaftlicher Gesellschaft und Berufsverband. Auch initiierte er die „Deutscher Lungenstiftung”. Äußeres Zeichen der besonderen Wertschätzung bei den deutschen Pneumologen waren das Amt des Präsidenten der DGP in den Jahren 1993 und 1994 und das des Tagungspräsidenten 1994 in Berlin.

Seit über einem Jahrzehnt ist Robert Loddenkemper - nach Gesinnung überzeugter Europäer deutscher Nation - auch ein „major player” auf der internationalen Bühne. Besonders in der „European Respiratory Society” (ERS) spielte eine aktive Rolle bei der Entscheidung über das Schicksal der verschiedenen Publikationsorgane der Gesellschaft, war Herausgeber des „ERS-Newsletter” und lange Jahre Mitglied des Editorial Boards des „European Respiratory Journal”. Von 1991bis 1994 diente er als Chairman der Sektion „Endoskopie/Biopsie” und richtete 1997 in Berlin als Tagungspräsident der ERS einen glanzvollen Kongress aus. Von 1994 bis 2000 gehörte er dem Executive Committee der ERS an und wurde im Jahr 1998 zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt. In diese Zeit fiel eine Reihe von Entscheidungen struktureller, personeller und administrativer Natur, die für das Schicksal der rasch wachsenden Gesellschaft entscheidend waren. Mit Umsicht und Nachdruck stellte Robert Loddenkemper die Weichen für die Zukunft. Die glänzende Entwicklung der ERS in den letzten Jahren bestätigt die Richtigkeit der eingeleiteten Reformprozesse. Während seiner Präsidentschaft intensivierte er die Zusammenarbeit mit zahlreichen internationalen Vereinigungen, allen voran der „American Thoracic Society” - ein wichtiger Schritt zu einem auch medizinisch funktionstüchtigen „globalen Dorf”. Nach seiner Amtszeit als ERS-Präsident hat sich Robert Loddenkemper nicht auf das Altenteil zurückgezogen, sondern steckt voller Tatendrang. Derzeit treibt ihn als Präsident der europäischen Sektion der „Internationalen Union zur Bekämpfung der Tuberkulose” (IUATLD) die Sorge um die Eindämmung der Tuberkulose in Osteuropa um.

Die Pneumologen der ganzen Welt danken Robert Loddenkemper für den Beitrag, den er für unser Faches geleistet hat. Wir alle gratulieren herzlich zum Geburtstag und wünschen ihm auch weiterhin Freude und Glück, Arbeitslust und Schaffenskraft für die zahlreichen vor ihm liegenden Aufgaben.

Ich persönlich wünsche mir, dass unsere jahrzehntelange Freundschaft, auch die zwischen unseren Familien, ungetrübt andauern möge.

Prof. Dr. med. Nikolaus Konietzko

Spillheide 78

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Email: Nikolaus.Konietzko@t-online.de