Zentralbl Gynakol 2004; 126 - P2_8
DOI: 10.1055/s-2004-829810

Tuberkulose in der Schwangerschaft

B Morgenstern 1, C Breuer 1, W Rath 1
  • 1Aachen

Einleitung: Die Tuberkulose spielt in den Entwicklungsländern eine große Rolle für die Sterblichkeit der Menschen. Doch auch in Europa tritt diese Erkrankung auf. Im Jahr 2001 lag nach Angaben der WHO die Zahl der an Tuberkulose Erkrankter in Deutschland bei ca. 10000. Der Altersgipfel bei Frauen liegt zwischen 25 und 34 Jahren. Daher stellt die Tuberkulose immer wieder eine diagnostische und therapeutische Herausforderung im Rahmen einer Schwangerschaft dar.

Methodik/ Ergebnisse: Anhand von drei Fallberichten aus dem zweiten und dritten Trimenon werden mögliche diagnostische und therapeutische Strategien beim Vorliegen eines Tuberkuloseverdachts bzw. einer Tuberkuloseerkrankung in der Schwangerschaft dargelegt.

Fall 1: Osteuropäische Patientin im dritten Trimenon mit auffälligen Hauteffloreszenzen. Mit bildgebenden Verfahren gelang dann die Darstellung von vergrößerten mediastinalen Lymhknoten. Durch eine Mediastinoskopie konnte die Tuberkulose histologisch gesichert werden. Nach problemloser medikamentöser Therapie später Geburt eines gesunden Neugeborenen.

Fall 2: Asiatische Patientin im zweiten Trimenon mit sichtbarer lokaler Vorwölbung des Thorax. Bei rascher Größenprogredienz wurde durch bildgebende Diagnostik zunächst der Verdacht auf einen malignen Weichteiltumor geäußert. Intraoperativ wurde die Diagnose einer großen Tuberkulose-Kaverne gestellt. Die medikamentöse Therapie wurde durch einen deutlichen Anstieg der Transaminasen kompliziert. Dies führte zur Umstellung der Medikation. Im weiteren Verlauf wurde ein gesunder Neonat geboren.

Fall 3: Europäische Patientin (als Ärztin tätig) im zweiten Trimenon mit unklarem Pleuraerguß. Durch eine Pleurapunktion konnte mikrobiologisch der Verdacht einer Tuberkulose bestätigt werden. Unter der medikamentösen Therapie kam es zu einem tolerablen Anstieg der Transaminasenkonzentration. Auch hier kam es schließlich zur Geburt eines gesunden Neugeborenen.

Schlussfolgerung: Tuberkuloseerkrankungen in der Schwangerschaft sind selten, treten jedoch regelmäßig auf. Das Risiko verschiedener Schwangerschaftskomplikationen wie Frühgeburtlichkeit und intrauterine Mangelentwicklung ist bei an Tuberkulose erkrankten Schwangeren erhöht. Die rasche Diagnose dieser Erkrankung ist notwendig, um weiteren Schaden abzuwenden. Hierzu ist in einzelnen Fällen auch ein operatives Vorgehen indiziert. Therapeutisch können die gängigen Standardmedikamente eingesetzt werden. Dies sind in erster Linie Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid. Fluoroquinolone, Streptomycin und Amikacin sollten vermieden werden. Eine engmaschige Überwachung der Schwangeren ist notwendig, auch um etwaige Nebenwirkungen der Medikamente zu erkennen. Das Risiko der medikamentösen Therapie in der Schwangerschaft ist auch für die Feten geringer als eine unbehandelte Tuberkuloseerkrankung der Schwangeren.