Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 16_087
DOI: 10.1055/s-2004-829744

Erfahrungen bei der Zertifizierung eines Brustzentrums

M Schmidt 1, A Lebrecht 1, A Kern 2, U Kreiter 3, HA Lehr 4, H Kölbl 1
  • 1Brustzentrum Universitätsklinikum Mainz, Frauenklinik
  • 2Klinik für Radiologie
  • 3III. Medizinische Klinik
  • 4Institut für Pathologie

Die Publikation der European Society of Mastology (EUSOMA) „The requirements of a specialist breast unit“ im Jahre 2000 konkretisierte die Bestrebungen, auch in Deutschland spezialisierte Brustzentren zu implementieren. Für die Zertifizierung solcher Brustzentren erarbeitete die Deutsche Gesellschaft für Senologie e.V. in Zusammenarbeit mit der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. einen Katalog von Kriterien, die von einem zertifizierten Brustzentrum erfüllt werden müssen. Diese Kriterien reflektierten in großem Maße die von der EUSOMA beschriebenen Grundsätze.

Im Jahre 2001 begannen in dem Universitätsklinikum Mainz die Vorbereitungen für die Schaffung eines interdisziplinären Brustzentrums dem die EUSOMA Kriterien für eine kritische Evaluation des im Klinikum Vorhandenen zu Grunde gelegt wurden. Nachdem die Kennzahlen der Strukturqualität und der Ergebnisqualität für das Jahr 2001 erreicht worden waren, wurde die praktische Umsetzung des Zertifizierungsprozesses im September 2002 begonnen. Da ein entscheidender Bestandteil der Zertifizierung die Optimierung der Prozessqualität u.a. durch Implementierung eines Qualitätsmanagementsystems beinhaltete, entschlossen wir uns zu einer Begleitung der Umsetzung der ISO 9001/2000 durch eine externe Beratungsfirma. Zunächst wurden nach intensiven Schulungen Qualitätsmanagementbeauftragte (QM-Beauftragte) für die einzelnen beteiligten Kliniken und Institute ernannt. Nach Definition und Beschreibung der einzelnen Arbeitsprozesse und unterstützenden Prozesse durch das Projektteam bestehend aus den QM-Beauftragten der einzelnen Kliniken sowie Schwestern und ÄrztInnen der einzelnen Bereiche wurde im Juni 2003 ein internes Audit durchgeführt. Der daraus resultierende Auditbericht wurde dann im Juli 2003 dem Lenkungskreis (Direktoren der einzelnen Kliniken und Institute, Pflegedienstleitung) vorgelegt. Hier wurde beschlossen, die tatsächliche Zertifizierung sowohl fachlich bei der OnkoZert (Zertifizierungsstelle der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.) als auch nach ISO 9001/2000 bei der DQS zu beantragen. Nach endgültiger Unterzeichnung und Freigabe des Qualitätsmanagementhandbuchs erfolgte im Dezember 2003 die erfolgreiche Zertifizierung durch je einen Auditor von OnkoZert und von der DQS. Die Zertifikate wurden von OnkoZert und der DQS im Januar 2004 offiziell ausgestellt. Im März 2004 erfolgte daraufhin die öffentliche Vorstellung und Eröffnung des Brustzentrums des Universitätsklinikums Mainz als erstes zertifiziertes Brustzentrum in Rheinland-Pfalz.

Insgesamt ist es durch den langwierigen Prozess der Zertifizierung zu einer sehr deutlichen Verbesserung der Interdisziplinarität und damit der Prozessqualität in der Behandlung von an Mammakarzinom erkrankten Patientinnen am Universitätsklinikum Mainz gekommen, was sich u.a. am interdisziplinären senologischen Tumorboard, in dem die Therapieentscheidungen getroffen werden, zeigt. Diese Verbesserung der Prozessqualität soll sich in der Zukunft in weiteren Verbesserungen der Ergebnisqualität zum Wohle der Patientinnen umsetzen lassen.