Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 3_074
DOI: 10.1055/s-2004-829731

Die Notfallcerclage – Therapeutische Option zur Reduktion früher Frühgeburtlichkeit?

V Gies 1, A Rody 1, F Louwen 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Fragestellung: Frühgeburtlichkeit vor der 32. Schwangerschaftswoche stellt weiterhin die häufigste Ursache neonataler Morbidität und Mortalität dar. Die Exposition der Vorblase mit dem Vaginalsekret führt zur IL-1b-Synthese. Eine Aktivierung der induzierbaren Cyclooxygenase (COX-2) ist sowohl für Infektionen als auch bei Mehrlingsschwangerschaften im Rahmen der Frühgeburt nachgewiesen. Der Stellenwert der Notfallcerclage (NC) im Vergleich zur therapeutischen Cerclage (TC) soll untersucht werden.

Methode: Prospektive Fallkontroll-Pilotstudie. Die TC wurde im Rahmen der Studie indiziert bei schmerzloser MM-Eröffnung und/oder Cervixverkürzung (<25mm, Trichterbildung) zwischen der 16.-28. SSW. Eine NC wurde indiziert bei Fruchtblasenprolaps. Jeweils als Standard wurden iv-Tokolyse (≤ 48 Stunden) und RDS-Prophylaxe, Cerclage nach McDonald, Abstrichentnahme, iv-Antibiose (Kombination Cefuroxim und Erythromycin, ggf. gezielte Antibiose) appliziert. Ausgeschlossen wurden Patientinnen mit klinischen Infektionszeichen/Wehentätigkeit.

Ergebnisse: Verglichen wurden 20 Patientinnen, 12 mit Notfallcerclage (Gruppe A) und 8 mit therapeutischer Cerclage (B). Es zeigten sich keine signifikanten Differenzen für den Anteil an Mehrlingsschwangerschaften (A: 2/12; B: 3/8), das Schwangerschaftsalter bei Cerclage (A: 24,2 SSW, 16–31 SSW; B: 25,1 SSW, 23–28), den Geburtsmodus (A: 3/8 Sectiones, B: 4/12 Sectiones) und den Anteil an Aborten (A: 0/8, B: 2/12), die Entbindung ≥ 32. SSW (A: 5/8, B: 6/12) und die Schwangerschaftsverlägerung (A: 57,5 Tage: 15–105 Tage, B: 35,9 Tage, 1–94 Tage). Keine maternale Morbidität war nachweisbar.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass die Notfallcerclage bei strenger Indikationsstellung zur SS-Prolongation geeignet erscheint als Einzelfallentscheidung auf Wunsch der Eltern und als Alternative zum Abort bzw. früher Frühgeburtlichkeit unter Ausschluss maternaler klinischer Infektion.