Zentralbl Gynakol 2004; 126 - 8_056
DOI: 10.1055/s-2004-829713

Verteilung nikotinischer α-Untereinheiten in der Tuba uterina der Ratte

D Brüggmann 1, HR Tinneberg 1, W Kummer 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik Gießen

Klinische Studien zeigten ein zweifach erhöhtes Risiko rauchender Frauen, an einer Extrauteringravidität zu erkranken. Im Säugetierexperiment reduzierte Zigarettenrauch infolge verringerter Zilienaktivität der Tubenepithelien und verminderter Kontraktion der Muskulatur die Transportgeschwindigkeit von Eizellen in der Tuba uterina.

Nikotin, ein pathogener Bestandteil des Zigarettenrauchs, ist ein Ligand nikotinischer Azetylcholinrezeptoren (nAChR). Nikotinische AChRs sind Hetero- oder Homopentamere, die sich außerhalb der motorischen Endplatte aus verschiedenen α- und β-Untereinheiten aufbauen. In dieser Studie wurde mittels RT-PCR und Immunhistochemie die Verteilung der ligandenbindenden α-Untereinheiten neuronaler nikotinischer AChRs in Epithel- und glatten Muskelzellen der Tuba uterina der Ratte analysiert.

Die Ergebnisse der RT-PCR zeigten mRNA aller neuronalen α-Untereinheiten – α2, α3, α4, α5, α6, α7 und α10 mit Ausnahme von α9 im Tubengewebe. In der Immunhistochemie, die mit Antikörpern gegen die α3-, α4-, α5-, α7-, α9- und α10-Untereinheit durchgeführt wurde, waren ebenfalls alle untersuchten Untereinheiten mit Ausnahme von α9 in Epithel- sowie glatten Muskelzellen der Tuba uterina nachweisbar. Die Ergebnisse zeigen die Expression multipler nAChR Untereinheiten sowohl auf dem Tubarepithel als auch auf der glatten Muskulatur. Sie können funktionell aktive Heteropentamere bestehend aus α3β2, α3β4, α3α5β2, α3α5β4, α4α6β2, α7α10 und α7β2 sowie Homopentamere bestehend aus α7-Untereinheiten bilden. In der Bronchialwand ist eine ähnliche Verteilung bekannt und eine nikotinische Regulation der Zilienmotilität belegt. Die zelluläre Verteilung der nAChR Untereinheiten in der Tube bietet damit eine strukturelle Grundlage für die in vivo beobachtete durch Zigarettenrauch induzierte verringerte epithelialen Zilienaktivität und einer verminderte glattmuskuläre Kontraktion, welche einen verlangsamten tubaren Eizellentransport bedingen.